SchachtZeichen – das Ruhrgebiet sah gelb

Beim NachtGlühen werden die Ballone von innen heraus erleuchtet. Foto: Lara Behrens

Ruhrgebiet. Samstag, 12 Uhr mittags. Gleichzeitig steigen mehr als 300 gelbe Ballone mit langen Fahnen im gesamten Ruhrgebiet in den Himmel. Manch einer wird sich gewundert haben. Fasziniert gewesen sind alle. Die Aktion SchachtZeichen, eines der Highlights im Rahmen der Ruhr 2010, neigt sich dem Ende zu.

Das Ruhrgebiet als ehemalige Hochburg des industriellen Bergbaus unterliegt seit Jahrzehnten einem Strukturwandel. Seit der Kohlekrise 1957 hat sich viel getan im ehemaligen Ruhrkohlenberzirk. Was übrig geblieben ist: eine belebte Vergangenheit, eine geprägte Region und viele stillgelegte Zechen.

Gelbe Stecknadeln

Im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010, bei der das gesamte Ruhrgebiet rund um Essen als Region im Blickpunkt steht, kamen diese Zechen nun einmal auf ganz besondere Weise zum Einsatz. Sie dienten der Inszenierung der Aktion von SchachtZeichen. Je ein gelber Heliumballon mit einem Durchmesser von 3,7 Meter markierte einen ehemaligen Kohleförderungs-Standort in der gesamten Metropole Ruhr. „Die SchachtZeichen haben unglaublich viele Menschen miteinander verbunden, ein für alle sichtbares Zeichen gesetzt und ein Stück Identität geschaffen“, so Pressesprecherin Hella Sinthuber. Seit dem 22. Mai wurden die Luftdenkmale morgens um 10 Uhr bis auf 80 Meter hoch gelassen und abends um 20 Uhr wieder eingeholt. Am heutigen Sonntag endet das Projekt.

Ein großer Aufwand

Viele tausend freiwillige Helfer haben SchachtZeichen möglich gemacht. Dabei musste im Vorhinein viel geplant und organisiert werden. Alle Grundstückseigentümer, Unternehmen und Städte mussten überzeugt werden und ihre Genehmigungen geben. Auch die Ballonkonstruktion konnte erst nach vielen Tests im vergangenen Jahr am Ende bautechnisch geprüft und genehmigt werden. Doch laut Hella Sinthuber hat sich der Aufwand gelohnt: „SchachtZeichen haben viele Menschen in der Kulturhauptstadt sehr stolz gemacht. Gemeinsam haben alle gegen Wind und Wetter gekämpft und unter den Ballonen ihre Geschichten erzählt und Feste gefeiert.“ An vielen Standorten gab es Veranstaltungen rund um das  Thema „Mythos Ruhr – Wie haben sich die ehemaligen Bergbau-Standorte bis heute verändert?“ mit Konzerten, gemeinsamen Picknicks und SchachtFesten.

Vom NachtGlühen fasziniert

„So ein tolles Projekt!“, schwärmt die 23-jährige Ergotherapeutin Sina Fiedler. Sie hat sich das „NachtGlühen“ an der Zeche 'Ver. Trappe - Vörster' in Wetter angesehen. Dabei wurden die gelben Ballons bis 1 Uhr nachts von innen heraus angeleuchtet. „Ich bin fasziniert von dem Anblick des leuchtenden Ballons in der dunklen Nacht. Schade, dass hier so wenig los ist.“ Ihre 22-jährige Freundin Ann-Cathrine Loeks fügt hinzu: „Die Idee ist vom Grundsatz her sehr schön! Allerdings hätte die Umsetzung hier bestimmt noch besser gestaltet werden können. Insgesamt aber ein großartiges Projekt.“

Metropole Ruhr bekommt neues Gesicht

Doch was hat sich nun für die Metropole Ruhr verändert? „Die Bilder von SchachtZeichen sind um die Welt gegangen. Sie tragen dazu bei, dass das alte verrußte Gesicht des Ruhrgebiets gegen ein neues Bild ausgetauscht wird. Die sonnigen SchachtZeichen stehen auf 80m über der Metropole Ruhr, die durch Renaturierungsmaßnahmen mittlerweile zu einer grünen Urlaubsregion geworden ist“, so Hella Sinthuber von Ruhr2010, die sich wünscht, dass das SchachtZeichen von nun an alle fünf Jahre stattfindet.

Von Lara Behrens

Veröffentlicht am 29.05.2010