„Von der Kunst leben können – das ist mein Traum“

Dennis Hesse möchte seine vielen Kunstwerke auch bald verkaufen. Foto: Kristina Köller

Iserlohn. Dennis Hesse wohnt in einem alten Fachwerkbauernhof im gemütlichen Stadtteil Letmathe. Jedes Zimmer ist in einer anderen Farbe gestrichen, es riecht ein bisschen nach Lack und überall stehen bunt leuchtende Kunstwerke: Das Reich eines leidenschaftlichen Künstlers.

Sein gestalterisches Talent hat der 25-Jährige früh entdeckt. „Genau genommen hat meine Mutter damals festgestellt, dass ich eine kreative Ader habe. Ich habe schon zu Schulzeiten immer Monster in meine Hausaufgabenhefte gemalt“, erzählt Dennis Hesse schmunzelnd. Heutzutage hat er bereits zwei Ausstellungen hinter sich und weitere sollen folgen. 

Eine seiner Ausstellungen war in einem zuvor tristen und farblosen Flur einer Arztpraxis. Dafür hatte Hesse extra Bilder angefertigt, die ein bisschen Schwung in den Praxis-Alltag brachten, aber dennoch dezent genug waren. „Generell mag ich es aber lieber richtig knallig und fröhlich mit vielen bunten Neonfarben und vor allem abstrakt“, beschreibt Hesse seinen Stil. 

Wenn Schmerzen das Leben verändern 

Dass er Schwarz momentan eher meidet und nicht gerne traurige Dinge malt, liegt an seiner persönlichen Situation. Im Alter von 16 Jahren waren bei Dennis Hesse zum ersten Mal starke Nacken- und Kopfschmerzen aufgetreten. Im Laufe der Jahre durchlebte er eine Odyssee von Arzt- und Klinikbesuchen, bis sich herausstellte, dass er an einer kritischen Spinalkanalstenose leidet. Das ist eine Verengung des Wirbelkanals durch knöcherne Ablagerungen. Die Nerven, die durch den Kanal verlaufen, werden so eingeklemmt, dass der Patient an starken Schmerzen und im schlimmsten Fall an Lähmungen leidet.

Für Hesse ist diese Diagnose noch immer schwer zu begreifen. „Meine Hobbies waren immer Skate- und Longboardfahren. Ich habe die Boards sozusagen mit ins Bett genommen.“ Mit den Schmerzen konnte er das nicht weitermachen. Anfang 2011 dann der nächste Schlag ins Kontor: Die anatomische Situation ist so, dass eine falsche Bewegung eine komplette Lähmung auslösen könnte. Es folgt eine Krankschreibung, die bis heute nicht wieder aufgehoben werden konnte. Ob er jemals in seinen Beruf als Sozialhelfer mit Schwerpunkt Seniorenbetreuung zurückkehren kann, ist ungewiss – Körperlich wäre die Belastung zu hoch, das Risiko viel zu groß. Eine Operation soll die Schmerzen lindern, den Druck vom Nervenkanal nehmen. „Ich lebe seit Jahren mit diesen Schmerzen und mit der Angst.“

 Nächtliche Inspiration

Großen Rückhalt findet Hesse vor allem bei seiner Frau Nina und seinen Kindern Karim, 8, und Lia, 1,  sowie bei seinen Freunden. Aber auch die Kunst hat einen positiven Einfluss. Street-Art, Collagen-Technik und Schablonen in Form von Sternen, Palmen und Silhouetten – das sind seine Spezialgebiete. Die Inspiration kommt ganz von alleine, manchmal auch nachts um eins. Dann schleicht er sich leise aus dem Haus, um niemanden zu wecken. Mit einigen Lacken darf er aufgrund derer Zusammensetzung nur draußen arbeiten. „Ich verausgabe mich dann manchmal bis fünf Uhr morgens, bis ich ganz durchgeschwitzt bin. Aber danach bin ich glücklich.“ Bald möchte Dennis Hesse ein Gewerbe anmelden, um seine Werke auch verkaufen zu können: „Es wäre mein absoluter Traum von der Kunst leben zu können. 

Kunstinteressierter Sponsor gesucht

Sein Talent hat er durch den „Zivil-Kunstpreis 2009“ bestätigt bekommen. Auf seine Urkunde ist er stolz. Sie zeigt, dass sein wilder, bunter Stil auch bei den Themen „Gleichheit der Menschen“ und „Frieden auf Erden“ gut ankommt.

Es sind aber auch Projekte jenseits der Leinwand in Planung. Piercing-Schmuck und insbesondere „Tubes“, zum Weiten von Ohrlöchern, aus Naturmaterialien will Hesse herstellen und verkaufen. „Ich finde der Schmuck ist in den Läden einfach maßlos überteuert, aber eigentlich ganz leicht herzustellen.“ Für die Umsetzung braucht er eine Drehbank, um das Holz rund zu drehen. Die Idee fesselt ihn schon seit seiner ersten Ausbildung im Bereich Landschafts- und Gartenbau. 

Ein weiteres neues künstlerisches Projekt auf Hesses Agenda ist die Schaffung von Skulpturen: „Aber alles zu seiner Zeit“, meint Hesse und fügt augenzwinkernd hinzu: „Im Moment suche ich einen kunstinteressierten Sponsor, der mich als jungen, aufstrebenden Künstler mit Leinwänden und Farben unterstützen möchte oder meine Bilder ausstellt.“

Von Kristina Köller
Veröffentlicht am 19.11.2011