ATZE SCHRÖDER

„Werde immer Live-Auftritte machen“

Gut gelaunt erschien Atze Schröder (li.) zum Maerkzettel-Interview. Foto: Marcel Schürmann

HEMER. Vor seinem ersten Auftritt in Hemer stand Kultkomiker Atze Schröder Maerkzettel-Redakteur Marcel Schürmann Rede und Antwort. Er sprach über seinen Einstieg in die Comedy-Welt, seine Verbindung zum BVB und seine Pläne für 2016.

Maerkzettel: Hi Atze, Du bist seit knapp 20 Jahren im Geschäft. Freust Du Dich schon auf Deinen ersten Auftritt in Hemer?

Atze: Ja total, dafür hat sich das Warten gelohnt. Ich habe seit 20 Jahren versucht in Hemer zu spielen. Jetzt hat es endlich geklappt. Ich bin mehr als glücklich.

Maerkzettel: Dein Programm „Richtig fremdgehen" startete bereits 2014 und wurde jetzt um knapp 50 Veranstaltungen erweitert. Erzählst Du 50 mal das Gleiche oder änderst Du Teile des Programms immer mal wieder?

Atze: Das ist von Abend zu Abend unterschiedlich. Ich mache das nach Lust und Laune. Man hat immer wieder neue Ideen, die man einbauen kann. Wenn ich mir Aufnahmen von vergangenem Jahr ansehe und das mit jetzt vergleiche, dann ist das Programm heute schon zu 50 Prozent neu.

Maerkzettel: Du machst schon sehr viele Jahre Comedy. Wirst Du neidisch, wenn Du siehst, dass Newcomer-Comedians, wie zum Beispiel Chris Tall, mehr Likes auf Facebook haben?

Atze: (lacht) Nö, kein Problem. Nach 20 Jahren kann ich nun wirklich gelassen bleiben. Ich kenne Chris Tall ja auch persönlich und daher freut es mich sehr für ihn. 

Maerkzettel: Ist es heutzutage durch Social Media einfacher geworden in der Comedy-Szene Fuß zu fassen, als noch vor 20 Jahren?

Atze: Dazu kann kein direkter Bezug hergestellt werden. Wenn man sich zum Beispiel den YouTube-Film "Kartoffelsalat" ansieht; bei deren Klickzahlen hätte der Film mindestens drei Millionen Zuschauer haben müssen, hatte aber keine 500.000. Jeder macht es eben auf seine Art.

Maerktzettel: Du warst mal deutscher Jugendmeister im Geräteturnen und hast in diversen Bands gespielt. Wie kamst Du auf die Idee Comedy zu machen? Warst Du in der Schule immer schon der Klassenclown?

Atze: Ja, einmal das. Immer schon große Fresse gehabt. Und in den Bands, in denen ich gespielt habe, war ich immer für die Ansagen der einzelnen Stücke zuständig. Das fanden die Veranstalter ziemlich lustig. Deshalb wurde ich auch mal ohne Band gebucht und plötzlich hat mich die Comedy-Welt eingeholt.

Maerkzettel: Wo wärst Du heute, wenn Comedy nicht geklappt hätte?

Atze: Dann wäre ich wahrscheinlich weiterhin Schlagzeuger. Vergangene Woche sollte ich in Helene Fischers Show spielen. Aber die Nummer war so schlecht, dass ich nicht mitmachen wollte. Comedy macht da schon mehr Spaß.

Maerkzettel: Einer meiner Lieblingssketche ist die Ampelszene mit dem braunen Kadett Kombi in Dortmund-Scharnhorst (YouTube-Link beigefügt). Muss man so etwas wirklich erleben oder denkst Du Dir das aus?

Atze: Das ist ein perfektes Beispiel dafür, dass man etwas, was man beobachtet, direkt in eine Nummer umsetzten kann. Dieses Auto mit den „Phantasialand“-Aufklebern habe ich wirklich gesehen. Alles andere habe ich aber natürlich dazu gesponnen.

Maerkzettel: Die großen Hallen in Dortmund, Berlin und Köln kommen erst zum Abschluss Deiner Tour im Frühjahr. Worin liegt der Reiz auch kleinere Städte wie Hemer zu besuchen?

Atze: Es macht beides Spaß. In den großen Hallen ist immer eine unglaubliche Energie aufgrund der Menschenmenge und in den kleinen Hallen kann man auch mal auf Zwischenrufe eingehen und mehr ausprobieren. Beides ist unglaublich interessant.

Maerkzettel: In Deutschland kennen Dich die meisten Menschen. Doch Dein Humor scheint nicht nur hier gut anzukommen. Nächste Woche hast Du drei Auftritte in der Schweiz. Wie kommt es, dass die Schweizer auf den Proleten aus dem Ruhrpott stehen? 

Atze: (lacht) Ja, die wollen ja auch mal lachen. Uns geht es doch genauso. Wenn wir beispielsweise Großstadtrevier gucken, dann ist das Hamburger Sujet sofort klar und genau deshalb schauen wir es ja auch. Die Schweizer wollen auch mal die Ruhrpott-Welt beleuchtet sehen.

Maerkzettel: Du hast auch schon ein Buch mit dem Titel „Und dann kam Ute“ veröffentlicht. Was geht Dir leichter von der Hand? Ein Buch zu schreiben oder ein Comedy-Programm?

Atze: Das kann man so nicht miteinander vergleichen. Ein Buch zu schreiben dauert sehr viel länger, hat aber auch seinen Reiz. Es ist halt eine ganz andere Arbeit und auch Vermarktung hinterher mit all den Lesereisen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht ein Buch zu schreiben, deshalb mache ich das nächstes Jahr auch nochmal.

Maerkzettel: Wie wird man als gebürtiger Essener eigentlich BVB-Fan?

Atze: Das ist erst ziemlich spät gekommen. Ich bin der schlechteste Fußballer der Welt. Wenn ich mal in einer Promi-Mannschaft gespielt hab, dann hab ich immer nur gefoult und geschimpft. Über ein Charity-Projekt habe ich Roman Weidenfeller, Sebastian Kehl und den damaligen Borussen Christoph Metzelder kennengelernt. Und so bin ich irgendwie beim BVB reingerutscht. Ich war aber erst einmal im Stadion, weil es die Zeit einfach nicht zulässt.

Maerkzettel: Bei Facebook gab es kürzlich ein Foto von Dir und einem Baby auf dem Arm. Bist Du Papa geworden?

Atze: Nein, das Foto ist bereits drei Jahre alt. Ich habe damals für eine RTL-Show eine Hebamme gespielt, dabei ist dieses Bild entstanden. Mit dem Foto wollte ich ein bisschen von dem ganzen Theater rund um die Xavier Naidoo-Sache und den Eurovision Song-Contest ablenken.

Maerkzettel: Hast Du schon einmal über einen kompletten Rückzug aus dem Comedy-Geschäft nachgedacht?

Atze: Ich mache ja seit Jahren schon weniger TV-Auftritte. Aber die Live-Auftritte werde ich wahrscheinlich nie aufgeben. Da lege ich jetzt sogar noch ‘ne Schüppe drauf.

Maerkzettel: Also kann man für Ende 2016 mit einem neuen Bühnenprogramm rechnen?

Atze: Ja. Neben dem neuen Buch werde ich mir wieder ein neues Programm überlegen und mich unter dem Titel „Atze Unplugged" weiter ausprobieren. Meine neue Tournee beginnt dann 2017.

 

YouTube-Link: https://www.youtube.com/watch?v=Y6xx3NOf5JE

Von Marcel Schürmann
Veröffentlicht am 12.12.2015