Der Trend Podcast

Wie das Trendmedium eine neue Generation erreicht

Mit wenig Austattung ist es schnell möglich selbst Podcasts zu produzieren. Foto: Pixabay

Podcasts dienen in der heutigen Zeit nicht nur als Audio Entertainment. Sie fungieren längst als digitale Informationsquelle für Millionen von Menschen weltweit. Das Podcast Angebot wächst gewaltig. Aber die Kommerzialisierung des Podcasts birgt auch Gefahren für andere Medien. Die Idee zweier US-Amerikaner im Wandel der Zeit...

BERLIN. Das damals noch Audioblogging genannte Projekt des Publizisten Tristan Louis und des Softwareentwicklers Dave Winter, wurde erstmals im Jahr 2000 beim Gremium des World Wide Web Consortium vorgeschlagen. Das Konzept Podcast polarisierte jedoch erst 2005, als die Firma Apple das Podcasting in den iPod mit einbaute. Seitdem hat sich der Podcast in unseren Alltag integriert. Das Medium dient der Unterhaltung, als Nachrichtendienst und ebenfalls als Einnahmequelle.

Der Begriff setzt sich aus den beiden Wörtern Broadcasting (Rundfunkübertragung) und iPod zusammen. Inhaltlich besteht ein Podcast aus einer Serie von Audio- oder Videodateien. Es handelt sich zum größten Teil um private Radiosendungen zu keinen festen Sendezeiten. Es wird von Audio-on-Demand gesprochen und Podcast Produzenten setzen bei ihrer Themenwahl auf Nischenthemen und konkrete Inhalte.

Jeder Vierte hört Podcasts

Laut einer Umfrage des Bundesverbandes für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), hören 26 Prozent der Deutschen digitale Radioshows und jeder Elfte mindestens wöchentlich Podcasts. Vor allem jüngere Menschen zwischen 16 und 29 Jahren greifen gern auf Podcasts zu.
Das Angebot ist vielfältig. Es variiert zwischen Nachrichten, Lifestyle und vielen anderen Themen. Besonders beliebt bei Podcast-Hörern sind laut Bitkom die Themen Nachrichten und Politik mit 45 Prozent, sowie Film und Fernsehen mit 41 Prozent. Etwa die gleiche Anzahl an Hörern interessiert sich für Sport und Freizeit sowie Comedy mit jeweils 38 Prozent. Musik-Podcasts hören 33 Prozent gerne. Dahinter folgen Themen wie Wissenschaft und Bildung.

Laut der Umfrage favorisiert die Mehrheit der Hörer knappe Sendungen mit kurzer Laufzeit. Die Hälfte aller Befragten gibt an, dass die optimale Laufzeit zwischen 5 und 10 Minuten liegt. Ein kleiner Teil von fünf Prozent präferiert sogar noch kürzere Podcasts. Podcasts bieten sich sehr gut an, um unterwegs gehört zu werden. Somit sind sie sehr flexibel und können in jeder Situation abgespielt werden.

Streaming-Dienste dominieren den Podcast-Markt

Der kommerzielle Aspekt bei Podcasts blieb nicht lange unbeobachtet. Streaming Anbieter wie Spotify sichern sich die Rechte an polarisierenden Podcast-Produzenten und nutzen diese folgend als Werbegesicht. Ein gutes Beispiel dafür bietet der Podcast Gemischtes Hack von Comedy-Autor Tommi Schmitt und Comedian Felix Lobrecht. Dieser erschien das erste Mal im September 2017. Seitdem verzeichnet Gemischtes Hack etwa 500.000 wöchentliche Hörer und gilt als einer der größten Podcasts Deutschland. Im Jahre 2019 sicherte sich Spotify die Exklusivrechte an der Produktion.

Neben Streaming-Diensten steigen auch immer mehr große Medienhäuser in die Podcast-Branche ein. Sender wie ProSieben, Sat.1, oder RTL erkannten das Potential mit Podcast Geld zu verdienen schnell. Die Sendungen werden entweder auf der eigenen Website oder zusätzlich auf separaten Podcast-Portalen publiziert.

Warum ist der Podcast so beliebt

Ein Grund für die Beliebtheit von Podcasts ist die hohe Flexibilität. Hörer können über das Internet hören, was sie wollen und wann sie es wollen. Ebenso ist es dank der Digitalisierung möglich, schnell und einfach selbst digitalen Content zu produzieren. Anders als im Radio gibt es bei Podcasts kaum Vorgaben. Die Beiträge können beliebig lang sein.

Viele Podcast Produzenten beschränken sich des Öfteren auf eine Thematik, die besprochen wird. Somit werden durch den Podcast konkrete und auch weniger bekannte Themen besprochen. Beispiele hierfür wären Podcast Produktionen wie Mordlust, Paardiologie oder der Borussia Dortmund Podcast.  Durch das starke Einschränken auf eine Thematik gibt es sehr viele unterschiedliche Podcasts weltweit. Das Land mit den meisten Hörern ist, laut einer Studie von Podcasts Insights, Südkorea. 58 Prozent der Menschen dort hören regelmäßig Podcasts. Knapp dreimal so viele wie in Deutschland.

Das Radio der Zukunft?

Die klassischen Radiosender machen sich nun Sorgen um ihre Zukunft und kämpfen um jeden Hörer. Ihre Sorgen sind verständlich, denn vor allem junge Hörer wenden sich dem Radio ab und widmen sich dem Podcast. Die Podcast Hörer haben durch Streaming-Dienste immer die Möglichkeit, die Ausgaben ihrer Lieblingssendung anzuhören, wann sie wollen. Sogar der britische Sender BBC bieten schon eigene Audio-on-Demand Inhalte im Internet an. Doch ernsthafte Sorgen, um ein baldiges Aussterben, muss sich das Radio nicht machen. Mehrere Studien der Radiozentrale belegen, dass 76 Prozent der Deutschen weiterhin täglich Radio hören. Außerdem beträgt die durchschnittliche Nutzung 257 Minuten pro Tag.

Dennoch werden besonders junge Generationen mit dem Podcast als alltägliches Medium heranwachsen. Wahrscheinlich wird der Podcast dem Radio nicht den Rang ablaufen – Die steigenden Zahlen von jährlichen Podcast Hörern wachsen dennoch stetig. Die nächsten Jahrzehnte werden zeigen, welches Medium den rasanten Wettlauf der Digitalisierung überlebt und welches nicht.

Von Mats Kittner
Veröffentlicht am 11.05.2020

Mats Kittner

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