Fotografin Jessica Florian

Wenn Bilder Geschichten erzählen

Die Fotografin Jessica Florian von Bildgeschichten. Foto: Slicpic Fotografie
Die Fotografin fotografiert in einem Grünabschnitt am Lüdenscheider Bahnhof. Foto: Svea Rüter
Die Fotografin experimentiert nur mit den Lichteinstellungen. Foto: Svea Rüter
Florian´s Veröffentlichung in einem Tätowiermagazin. Foto: Svea Rüter
Das Model bekommt Anweisungen von der Fotografin. Foto: Svea Rüter
Die Location für das geplante Shooting. Foto: Svea Rüter
Ein erster Blick auf die Kamera. Foto: Jessica Florian
Die Fotografin überprüft ihre gewählten Einstellungen. Foto: Svea Rüter
Das Endergebnis des Shootings. Foto: Jessica Florian
Die Fotografin richtet das Model zurecht. Foto: Svea Rüter

LÜDENSCHEID. Ausdrucksvolle Bilder und das gewisse Etwas sind das Markenzeichen von "Bildgeschichten". Dabei kommt es manchmal nur auf die Perspektive oder den richtigen Moment an. Hinter Bildgeschichten steckt die junge Fotografin Jessica Florian aus Lüdenscheid. Ein Portrait.

Fotografie boomt in Zeiten von Instagram und Facebook. Das hat auch Jessica Florian erkannt und ihr Hobby zum Nebenjob gemacht. Jedoch fing alles ganz langsam und harmlos an. Die Lüdenscheiderin hatte schon immer ein großes Interesse an der Fotografie. Zuerst experimentierte sie mit der Kamera herum.  Irgendwann hat sie dann mal angefangen zu modeln. Bei der Teilnahme eines Modeljobs und durch Ihr Interesse an der Fotografie kam es, dass sie Kontakte in der Fotobranche bekam. Bis dahin hat sie immer mal wieder Freunde fotografiert. „Mich hat schon immer fasziniert, wie unterschiedlich Menschen fotografieren können. Vor allem, wie mehrere Fotografen eine Person ganz anders darstellen können. Außerdem haben Bilder eine gewaltige Aussagekraft und können verschiedene Emotionen hervorrufen“, so Florian. Als dann Freunde anfingen, ihr Geld für ihre Fotos zu geben, erstellte sie 2011 die Seite „Bildgeschichten". „Ich hatte gar nicht geplant, damit irgendwann mal Geld zu verdienen. Als ich die Seite anlegte, hätte ich auch niemals gedacht, dass so viele Menschen meine Seite liken und das Feedback so überwältigend ist. Meine Freunde haben mich am Anfang immer dafür belächelt“, so Florian. Anstatt einen gebräuchlichen Namen zu wählen, wollte Florian etwas Ausdrucksstarkes haben, was einem im Kopf bleibt und so entstand der Name „Bildgeschichten". Doch es dauerte noch ein wenig, bis die Hobbyfotografin mit ihrer Seite Erfolg hatte. Als Florian einen jungen Mann aus Dortmund fotografierte, dessen Körper voller Tattoos war, bekam ihre Seite durch das Teilen und Liken der Bilder immer mehr Reichweite.

Menschen und Licht

Bei den Bildern von „Bildgeschichten" fällt sofort auf, dass sie viel und gerne Menschen fotografiert und diese durch ein paar Handgriffe in Szene setzt. „Es reizt mich viel mehr, Menschen zu fotografieren als Tiere oder die Natur. Auch wenn ich die Natur sehr mag, liebe ich es einfach, während eines Shootings, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und verschiedene Motive, Darstellungen, Outfits und Locations auszuprobieren. Da kann man richtig kreativ werden und die tollsten Sachen erleben“, so die Fotografin. Dabei setzt die Fotografin auf altbewährtes Material, denn viel Equipment nutzt sie nicht. Ihr reicht es, in der Natur zu fotografieren und das Licht der Sonne zu nutzen. Bei der Fotobearbeitung geht die Fotografin äußerst penibel ans Werk. Für sie sei wichtig, dass das Licht stimme sowie der gewählte Bildschnitt. Das ist aber noch nicht alles, auch auf das Gesicht, also ob das Make-up passt oder die Kleidung mit dem Hintergrund harmoniert sind für die Fotografin wichtige Kriterien. „Die Bearbeitung ist ein wichtiger Bestandteil der Fotografie. Es ist nahezu unmöglich, dass passende Licht und den richtigen Weißabgleich einzustellen. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Töne immer realistisch rüberkommen“, so die 23-Jährige. Besonders bei Portraits achte sie auf das Licht, welches das Gesicht beleuchtet, und retuschiere Pickel und Augenringe. Manchmal muss sie auch an den Posen ihrer Modelle arbeiten: „Auf Fotos kommen Arme, wenn man sie an den Körper drückt, dicker rüber, als sie es in echt sind. Damit die Proportionen dann wieder stimmen und alles natürlich aussieht, muss ich dann auch da etwas retuschieren.“

„Bildgeschichten“ wird bekannter

Bekanntheit erreichte „Bildgeschichten" durch ein Tattoo-Shooting mit einem jungen Mann, dessen Bild ein angesagtes Tattoo-Magazin veröffentlichte. Dadurch wurden mehr Leute auf sie aufmerksam, und ihre Seite bei Facebook gewann an Bekanntheit. Auch durch ihre Kontakte aus der früheren Modelkartei und das ständige Posten von Bildern auf der Seite verhalf ihr, mehr Reichweite zu bekommen. So kam es, dass die Fotografin Shooting-Anfragen aus Österreich und Amerika bekam. Mittlerweile reist sie durch ganz Deutschland um Fotos zu machen, so hatte sie Shootings in München, Hamburg oder Berlin. Florian lebt für das Fotografieren, anders wäre es sonst nicht möglich, ihren Beruf mit dem Nebenjob zu vereinen. Sie liebe es, mit Menschen in Kontakt zu kommen und so hätten sich in den letzten Jahren auch echte Freundschaften entwickelt. Insgesamt macht sie rund 80 bis 90 Shootings im Jahr. Zu ihren persönlichen Highlights zählen unter anderem ein Shooting mit einer tätowierten Frau, die sich nackt im Museumsviertel von Berlin fotografieren ließ oder ein Shooting mit einer Poletänzerin, die die Fotografin in der Dortmunder Innenstadt an Laternen ablichtete.

Auch an diesem Tag steht für Jessica wieder ein Shooting an. Ihr Model ist die 22-Jährige Jennifer Rogalski aus Lüdenscheid. Sie hatte schon drei Shootings mit Florian gemacht und ist von ihrer Arbeit begeistert: „Ich habe bei Facebook Bilder von ihr gesehen und war total begeistert. Ihre Arbeiten sind einfach nur toll und haben viel Ausstrahlung und ganz viel Kraft. Ich habe ihr dann gefolgt und auch immer an ihren Verlosungen teilgenommen, aber leider wurde das nie was. Irgendwann hat sie dann mal ein Mädchen mit Sommersprossen gesucht, und eine Freundin hatte mich darunter verlinkt. Als ich dann eine Nachricht von ihr erhielt, war ich total happy“, so die 22-Jährige. Die beiden Frauen treffen sich am Lüdenscheider Bahnhof. „Neben der Hochschule am Bahnhof ist ein ganz toller Platz, wo man shooten kann“, weiß die Fotografin. Für das heutige Shooting hat sie eine kleine Grünanlage gesichtet, dort soll sich ihr Model hineinsetzen. Während des Shootings wird viel gelacht und herumexperimentiert, die Atmosphäre ist zum Wohlfühlen. Nach gut einer Stunde ist das Shooting dann schon vorbei. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es sieht nämlich so aus, als ob Jennifer in einem Feld sitzen würde und nicht mitten in der Stadt in einer Grünanlage. „Jessica hat einfach den Blick und die Kreativität, aus ganz normalen Sachen etwas Einzigartiges zu machen“, so Rogalski.

Ein Blick in die Zukunft

Seit sechs Jahren ist Jessica Florian mit „Bildgeschichten“ aktiv, wobei es so richtig erst 2014 / 2015 losging. „Bildgeschichten“ ist ein fester Bestandteil in ihrem Leben geworden. Sie habe sich seitdem selber verändert und sei offener und selbstbewusster. Trotzdem möchte die junge Fotografin genauso weitermachen wie bisher. „Ich habe einen sicheren Job, der mir ein geregeltes Einkommen sichert und den ich auch gerne mache.“ Die Fotografie ist für die gelernte Finanzwirtin ein kreativer Ausgleich zum Büroalltag. Außerdem vermutet Florian, dass, wenn sie auf die Fotografie und Aufträge angewiesen wäre, ihre Kreativität nachlassen würde. „Als selbstständige Fotografin hätte man irgendwann einen zu großen Druck, weil man Aufträge haben muss, um seine Rechnungen bezahlen zu müssen. Irgendwann hätte ich dann, glaube ich, ein kreatives Tief. So bin ich viel freier, kann meine eigenen Ideen umsetzen und habe weniger Stress.“ Außerdem beteuert die 23-Jährige, dass die Wertschätzung gegenüber Fotografen nachgelassen hat. „Die Menschen schätzen die Arbeit, die dahinter steckt, nicht mehr. Sie denken gar nicht an den Aufwand, der dahinter steckt. Das Shooting an sich dauert nicht lange. Die Bearbeitung dagegen schon. Je nach Bild brauche ich so circa 30 Minuten. Auch die Preise muss man anpassen, sonst kommen keine Kunden mehr“, so die Fotografin. Früher hat Florian ihre Facebook-Seite für Werbung genutzt und dort täglich Bilder gepostet, um so mehr Reichweite zu bekommen. Das Medium Facebook hat sich jedoch verändert, zum Nachteil, wie sie findet: „Früher konnte ich super Werbung für mich über Facebook machen, indem ich dort regelmäßig gepostet habe. Doch umso mehr Follower man hat, umso schwieriger wird es irgendwann, Reichweite auf Facebook zu bekommen. Die Kosten sind einfach viel zu hoch, um noch mehr Reichweite zu bekommen.“ Florian hat sich deswegen umorientiert und tritt jetzt vermehrt auf Hochzeits-Messen auf. „Ich glaube, dass ich dadurch eine gute Offline-Werbung habe. Auf diesen Messen können die Leute mich persönlich kennenlernen und beide Seiten können schauen, ob sie harmonieren. Natürlich war das schon ein kleines Risiko, aber ich finde bis jetzt hat sich die Investition gelohnt.“

Von Svea Rüter
Veröffentlicht am 30.05.2017