Unkonventionelle Ideen für die Zukunft

Berthold Wagner hat neue politische Ideen. Foto: Marc Vollmannshauser/BILD

Iserlohn. Schon früh verlor Berthold Wagner sein Vertrauen in die politische Landschaft. Doch anstatt zu resignieren, überlegte er sich ganz eigene und unkonventionelle Ideen zur Veränderung. Diese vertrat er auch bei der ZDF Sendung "Ich kann Kanzler!" und schaffte es sogar bis ins Finale nach Berlin.

Als der damalige Finanzminister Hans Eichel am 20. September 2002 kurz vor der Bundestagswahl eine Rede auf dem Schillerplatz hielt, hörte ihm Berthold Wagner ganz genau zu. Eichel versprach den Menschen damals einen ausgeglichenen Haushalt, räumte 2003 jedoch eine Rekordneuverschuldung ein. „Das war der Zeitpunkt, als ich das Vertrauen in die Politik verlor“, so der 34-jährige Iserlohner. Für ihn jedoch kein Grund zur Resignation. Daraufhin entwickelte Berthold Wagner seine ganz eigenen Ideen zur Veränderung. Zwar sei die Erkenntnis der Wichtigkeit einer Schuldenbremse inzwischen auch bei der Bundesregierung angekommen, dennoch gebe es keine glaubhaften Ideen, wie das erreicht werden könnte. Das genau ist der Punkt, an dem der Sozialarbeiter ansetzen will. So schaffte er es in das Finale der Polit-Talentshow „Ich kann Kanzler!“, bei welcher der Sieger ein Kanzlergehalt von rund 18.000 Euro erhält. Bewertet wurden die finalen Kandidaten von der ZDF-Journalistin Maybritt Illner, dem Politikberater Michael Spreng und dem Frontmann der Heute-Show Oliver Welke.

Die Reichen machen uns Schuldenfrei

Berthold Wagners Idee: Nicht nur Neuverschuldung vermeiden, sondern auch die vorhandenen Staatsschulden in einem kurzen und schmerzhaften Verfahren, innerhalb von ungefähr zehn Jahren zurückzuzahlen. Sein Motto: „Die Reichen machen uns Schuldenfrei“. Er schlägt vor, den Spitzensteuersatz, im Volksmund auch „Reichensteuer“ genannt, für die Zeit der Schuldenrückzahlung von 45 auf 80 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich verlangt er, dass in dieser Zeit nur noch maximal eine Million Euro vererbt werden kann. „Mit dem Rest könnte man dann die Gesamtschulden halbieren", erläutert Berthold Wagner begeistert.Weiterhin müsse in der Rückzahlungsphase auf die Einführung weiterer Subventionen verzichtet werden.

Damit jedoch nicht genug. Weitere Einnahmen wären durch erhöhte Steuern auf Süßigkeiten und Tierprodukte aus nicht artgerechter Haltung möglich. „Damit könnten nicht nur laufende Kredite bedient, sondern auch der Tierschutz und die Gesundheit gefördert werden“, sagt Wagner. Auch die Finanztransaktionssteuer liegt ihm am Herzen. „Diese Steuer muss endlich auf alle Finanzgeschäfte eingeführt werden.“ Wichtig ist ihm auch die Unabhängigkeit von den Einschätzungen der großen Ratingagenturen. „Wir würden 62 Milliarden Euro, die wir sonst allein an Zinsen zahlen, pro Jahr sparen und bräuchten gar keine neuen Kredite“, meint er. Außerdem sei dieses Geld viel besser in den Sozialsystemen untergebracht. Es gebe also genug Geld für Forschung, Gesundheit und Pflege. „Wir könnten Norbert Blum nach vorne bitten, dass er seinen berühmtesten Satz noch einmal herausschreit: Die Renten sind sicher!“

Unter den letzten Fünf

Mit seiner kontroversen These schaffte es Wagner direkt unter die besten Fünf der ZDF Sendung „Ich kann Kanzler!“. Mit der Polit-Talentshow sucht der Fernsehsender seit einigen Jahren nach politischem Nachwuchs. Auch wenn „Ich kann Kanzler!“ bei weitem nicht Wagners erster politischer Gehversuch war, musste er sich in der letzten Runde gegen seine Konkurrenten geschlagen geben. Am Ende gewann die 22-jährige Jurastudentin Allison Jones. Trotzdem ist er weiterhin von seiner Idee überzeugt. „Wenn unsere Enkel uns irgendwann mal fragen, was habt ihr eigentlich damals Großes geleistet, dann können wir stolz in einem modern anglizistischen Deutsch sagen: Ja! Wir waren die Payback-Generation und haben Deutschland vor dem Untergang gerettet.“

 

Von Fenja Volkmann
Veröffentlicht am 09.05.2012