Damit es unter keinem Weihnachtsbaum leer bleibt

Wunschbaum-Aktion macht Kindern eine Freude

Ein Geschenk für jeden. Foto: Pixabay

HERDECKE. Weihnachtszeit ist Spendenzeit. So auch im kleinen Städtchen Herdecke, wo seit 2001 das Kinder- und Jugendparlament Wunschzettel von Kindern aus benachteiligten Familien verteilt werden, um ihnen eine Freude zu machen. Wenn am Weihnachtsbaum die kleinen Briefrollen statt nur der Christbaumkugeln hängen, dann ist klar, bald gehen ganz viele Wünsche in Erfüllung.

An Weihnachten feiern viele Menschen ganz groß mit viel Essen, vielen Geschenken und viel Deko. Aber leider geht es auch im wohlhabenden Deutschland nicht jeder Familie finanziell gut. Deswegen hört man in der Weihnachtszeit immer wieder von tollen Projekten und Spendenaktionen. Auch im Jahr 2019 musste man danach nicht lange suchen.
2019 ist vorbei, 2020 hat gerade erst angefangen und ist derzeit noch ganz schön grau und verregnet. Also der perfekte Zeitpunkt, um über einen Lichtblick aus der vergangenen Weihnachtszeit zu berichten, um die Besinnlichkeit noch einen kleinen Moment zu behalten, bevor die Vorfreude auf das Frühjahr und die ersten Blüten kommt.
Der Wunschbaum des Kinder- und Jugendparlaments war auch am 01.12.2019 wieder voller Wunschzettel und da jeder Zettel dafür sorgen soll, Kinderaugen zum Strahlen zu bringen, ist das im Grunde wie ein hell erleuchteter Weihnachtsbaum im Wohnzimmer oder auf dem Weihnachtsmarkt.

Das Kinder- und Jugendparlament

Das Kinder- und Jugendparlament, kurz: KiJuPa gibt es bereits seit 21 Jahren. Es gibt Kindern und Jugendlichen die Chance sich in ihrer Stadt politisch einzubringen und schon früh etwas bewirken zu können. Früher leitete Frau Gabriele Stange das Parlament und half den Schülern sich in der Welt der Kommunalpolitik und spannender Projekte zurechtzufinden. Mittlerweile hat die Leitung Frau Alina Boldt übernommen, welche selbst einmal im KiJuPa aktiv war und das sogar als Sprecherin des Parlaments. So war Alina Boldt auch dieses Jahr mit Eifer am Stand des KiJuPa zu sehen und verteilte zusammen mit den anwesenden Mitgliedern des Parlaments, die vorher mühevoll gerollten Wunschzettel, an Schenkerinnen und Schenker. Neben den Wunschzetteln gab es auch für kleines Geld einen Schokobrunnen, frisches Obst und Plätzchen. Die Einnahmen, so beschloss das Parlament bei seiner letzten Sitzung, ging an den Sterntaler e.V..

Die Wunschbaum-Aktion

,,Das Kinder- und Jugendparlament veranstaltete am 02.12.2001 das erste Mal das Projekt ,,Wunschbaum“. Seitdem jedes Jahr. Mittlerweile ist der Wunschbaum eine traditionelle und sehr erfolgreiche Aktion des Herdecker Kinder- und Jugendparlaments und auch bei den Bürgerinnen und Bürgern sehr beliebt. Viele Schenkerinnen und Schenker holen sich seit vielen Jahren jedes Jahr in Folge einen Wunschzettel ab, um ein paar Kinderaugen mehr zum Strahlen zu bringen.“, sagte Frau Boldt.
Auch in diesem Jahr, wurden schon morgens auf dem Herdecker Weihnachtsmarkt, pünktlich zum ersten Advent die ersten Wunschzettel verteilt. Der kleine Baum am Stand wurde sobald er sich leerte neu behangen, damit auch kein Wunsch in Vergessenheit geraten konnte.
Die jungen Parlamentarier standen trotz der eisigen Temperaturen mit einem breiten Lächeln fröhlich am Stand und brachten den Schokobrunnen gemeinsam zum Laufen. Aber was passiert eigentlich, wenn Wunschzettel übrig bleiben? ,,Bisher sind jedes Jahr immer alle Wunschzettel verteilt worden. Sollten Geschenke nicht zurückgebracht werden, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen würde das KiJuPa selber dafür sorgen, die fehlenden Geschenke zu besorgen und zum anderen gibt es viele hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger, die sich gemeldet […] und dazu bereiterklärt haben, fehlende Geschenke zu besorgen. Auf jeden Fall ist aber sichergestellt, dass jedes Kind, welches einen Wunschzettel ausgefüllt hat, auch ein Geschenk erhält.“, erklärt Frau Boldt. Ein Fakt, der die Aktion noch schöner werden lässt, denn kein Kinderwunsch bleibt vergessen.

Die Wunschzettel

Die Wunschzettel werden an benachteiligte Familien verteilt, Familien mit geringen Einkommen, Familien die vom Staat bezuschusst werden müssen, um sich über Wasser zu halten. So ist garantiert, dass jedes Kind der Stadt an Weihnachten etwas zum auspacken hat. Die Wünsche sind auf einen Wert von 15 Euro beschränkt. Am Stand des KiJuPa sah man die Besucher ihre Zettel öffnen und nicht selten standen da Sachen wie ,, eine Wintermütze“ oder andere Bekleidung darauf. Auch Schulutensilien waren unter den Wünschen zu finden und natürlich Spielsachen.
Was allerdings so bemerkenswert ist, ist wie bescheiden die Wünsche waren, wie bedacht. Die Wunschzettel ließen einem im wahrsten Sinne des Wortes das Herz erwärmen und es entstand der Drang am liebsten direkt loszulaufen und gleich zwei Wintermützen zu kaufen und hoffentlich den Geschmack zu treffen. ,,Ich würde gar nicht ,,von einem schönsten oder besonderem Wunschzettel“ sprechen, jeder Wunsch hat in meinen Augen seinen ganz eigenen Wert. Natürlich gibt es Wünsche, die einem stärker in Erinnerung bleiben, aber unabhängig davon, ob sich ein Kind zum Beispiel ein Auto, eine Puppe, ein Spiel, einen Gutschein oder etwas zum Anziehen wünscht, die Vielfältigkeit der Wünsche ist riesig und jeder Wunsch hat seine Berechtigung. Ich freue mich einfach, dass durch die Aktion […] und durch die Schenkbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger Kinderaugen an Weihnachten zum Strahlen gebracht werden können.“, antwortete Alina Boldt auf die Frage welcher der schönste Wunschzettel war, den sie je geöffnet hat und welcher der Besonderste. Diese Aussage ließ sich schon durch einige wenige Wunschzettel der ersten Besucher bestätigen, liebevoll beschriftet und so verschieden in den Wünschen, wurde jeder Wunschzettel ein Unikat.

Wie bleibt der 1. Advent 2019 in Erinnerung?

,, Ich habe den Sonntag allgemein in sehr guter Erinnerung und freue mich, wenn ich zurückdenke über viele Dinge. So zum Beispiel die Mitglieder des KiJuPa´s dabei zu erleben, wie sie stolz über ihre Aktion berichten und sie den Bürgerinnen und Bürgern, die diese Aktion noch nicht kannten, erklären. Ich freue mich, wenn die Mitglieder positive Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger persönlich erhalten und somit in ihrer Arbeit und ihrem Einsatz bestätigt werden und ich freue mich auch darüber zu sehen, wie viele Bürgerinnen und Bürger doch bereit sind, diese Aktion zu unterstützen.“, resümiert Frau Boldt stolz. Auch aus eigener Erfahrung kann sie über die Wunschbaum-Aktion berichten: ,,Damals, wie heute empfinde ich die Aktion wirklich als ganz toll. Als Mitglied nimmt man das natürlich noch anders war und freut sich darüber helfen zu können. Nun fast zehn Jahre später freue ich mich als Geschäftsführerin des Kinder- und Jugendparlaments dieses Gefühl bei den heutigen Mitgliedern wiederzuerkennen.“ Wenn eine Spendenaktion, bei den Helfern, den Teilnehmern und den beschenkten Kindern gleichsam so viel positive Gefühle auslöst, dann hat sie ihren Zweck erfüllt. Eine Spendenaktion, die Nächstenliebe groß schreibt und die zeigt, dass schon die Kleinsten damit anfangen die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Eine festintegrierte und angekommene Spendenaktion, die sich bei groß und klein einer großen Beliebtheit erfreut. ,,In diesem Jahr [wurde ich] bereits ein paar Wochen nach den Sommerferien nach Wunschzetteln gefragt.“, berichtete Alina Boldt und einmal mehr ist zu sehen, wie wichtig die Aktion den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt ist und das es sich lohnt dort vielleicht auch einmal selbst in diesem Jahr vorbeizuschauen und Teil davon zu werden.

Von Assia Karnbach
Veröffentlicht am 15.01.2020

Assia Karnbach

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