Die Zukunft der Kissing & Möllmann Fabrik

Hauseigentümer der Kissing & Möllmann Farbik Jörg Rodegra. Foto: Cavit Bican

ISERLOHN. Um die ehemalige Fabrik Kissing & Möllmann wird seitens der Stadt und der Betroffenen der Fabrik sehr heiß diskutiert. Mitte März hieße es von der Stadt, die Bewohner der Oberen Mühle hätten nur noch sechs Wochen Zeit, um auszuziehen, da für das Wohnen keine baurechtliche Genehmigung existiere. Außerdem sei das Gebäude wegen mangelndes Brandschutzes gefährdet. Wenn dies nicht geschieht, würde die Fabrik zwangsgeräumt. Nach der letzten Sondersitzung der Stadt heißt es jetzt, dass am 25. April das weitere Vorgehen in einer Fraktionsvorsitzendenrunde diskutiert werden soll.

Das alte Backsteinfabrikgebäude wurde im Jahr 1865 errichtet und 1898 anschließend erweitert. Bekannt war Kissing & Möllmann für ihre Gelbgießerei. Aus Lehm wurden kleine Gegenstände, wie zum Beispiel Glocken, Schellen oder Armaturen für die Feuerwehren gefertigt. Im Jahr 1980 wurde der Betrieb dann eingestellt. Heute ist das historische Gebäude für Iserlohner ein Kultobjekt.

Leben in einer großen Familie

Jörg Rene Rodegra ist seit 2011 der Hauseigentümer und wohnt in Menden. Er erwarb das alte Fabrikgebäude durch eine Zwangsversteigerung. Seitdem leben und arbeiten um die 21 Menschen im Komplex. „Wir sind eine große internationale Familie mit Menschen aus der Türkei, Nigeria, Russland, Polen und Italien.“ Für Rodegra ist es wichtig, dass man sich gegenseitig respektiert und genau das funktioniert im alten Fabrikgebäude. „Jeder hilft hier jedem“, sagt Hobbyschrauber Jonny der gemeinsam mit seinem Bruder eine kleine Werkstatt eingerichtet hat. Er habe sehr viel Geld investiert und sehe die Anforderungen der Stadt als sehr umständlich. 

Für Frau Kohlmeier, die 2013 mit ihrer damaligen zwölf jährigen Tochter eingezogen war, ist es eine sehr persönliche Angelegenheit: „Die Politiker der Stadt sollten das Thema mit Herz und Seele angehen". Sie würde nicht verstehen, wie es sein kann, dass die Bewohner einfach in das kalte Wasser geschmissen werden. „Bis heute hat sich keiner von der Stadt zurückgemeldet“, erzählt Björn Elbracht, der ein Handwerker- und Sattlereimuseum in der Fabrik eröffnen möchte. 

„Alle sind hier freiwillig hergezogen“

Hauseigentümer Jörg Rodegra ist sehr optimistisch und glaubt daran, dass alles geklärt wird. Aktuell hat er ein Brandschutzspeziallisten beauftragt, der die verschiedenen Wohnungen angeguckt und eine Liste von Sofortmaßnahmen erstellt hat, die seitens des Brandschutzbeauftragten sehr dringlich seien. 

„Alle sind hier freiwillig hergezogen, um hier zu wohnen“, so Rodegra. Er kann die Brandschutzmaßnahmen verstehen, jedoch versteht er nicht, warum es als Problem gesehen wird, wenn die Bewohner hier freiwillig wohnen möchten. „Für mich ist es wie ein Traum. Hier bin ich so frei und kann ich selbst sein“, sagt Frau Kohlmeier. Sie selbst hat zwei Ausbildungen gemacht und ist Verwaltungsangestellte im öffentlichen Dienst. 

Für die Beteiligten an der Oberen Mühle bleibt es jetzt erstmal ruhig. Am 25. April wird die Fraktionsvorsitzendenrunde entscheiden, wie es künftig dann für die Bewohner und Rodegra aussehen soll.

Von Cavit Bican
Veröffentlicht am 17.04.2018