Lebensmittelverschwendung

Foodsharing: Wie man Lebensmittel retten kann

Die Müllcontainer laufen regelmäßig über, da so viele Lebensmittel weggeschmissen werden. Quelle: Privat

ISERLOHN. Fast alle Menschen haben davon schon gehört, aber sie wissen noch nicht viel darüber. Die deutsche Organisation „Foodsharing“ rettet jeden Tag die Lebensmittel im ganzen Land. Aber wie wird das alles eigentlich organisiert?

“Je jünger, desto verschwenderischer” – sagt die Statistik vom Stern 2016. Laut WWF, wirft der Mensch jedes Jahr etwa 280 Kilo Lebensmittel, die nicht gegessen wurden, weg. Während die Menschen in Afrika von Hunger bedroht sind, verfault derzeit das Essen in verschiedenen Deponien in der Welt. Und der Hunger ist nur die Spitze des Eisbergs. Umweltverschmutzung, riesengroße Müllberge – das sind die gefährlichen Folgen von übermäßiger Lebensmittelverschwendung. Seit 2012 gibt es in Deutschland die Organisation “Foodsharing”, die die Menschen in dem Bestreben vereint, die Menge weggeworfener Lebensmittel zu reduzieren. Nach Angaben der Organisation wurden seit Arbeitsbeginn rund 7,8 Millionen Kilogramm an Lebensmittel eingespart. Derzeit hat die Organisation ca. 200.000 Mitglieder. (in Deutschland, Österreich und in der Schweiz).

 

Foodsharing: A und O

 

Marleen Krabbenhöft, Botschafterin für Foodsharing aus Dortmund, erklärt, was Foodsharing im Allgemeinen ist: “Foodsharing funktioniert eigentlich überall gleich. Jedoch kann dieser Rahmen in jeder einzelnen regionalen Foodsharing-Gruppe etwas anders umgesetzt werden". Die Frau erzählt, dass es die Internetseite auf der überschüssige gibt, wo nicht mehr benötigte Lebensmittel kostenlos angeboten werden können. Eine solche Anzeige nennt man "Essenskorb". Über die Internetseite kann jeder sich außerdem austauschen und in regionalen Foren über Foodsharing diskutieren und Aktionen planen. Außerdem stellt Foodsharing Fair-Teiler in den Städten auf. Das sind Schränke oder Kühlschränke, in die nicht mehr benötigte, aber genießbare Lebensmittel hineingelegt werden können. Jeder der vorbeikommt, darf diese Lebensmittel kostenlos mitnehmen.

Aber die Organisation arbeitet nicht nur mit „Privatkunden“. Das Problem des Lebensmittelrecycling haben auch andere größere Marktteilnehmer wie Einkaufsmärkte. Weder ein großer Abschlag noch eine kurze Vorlaufzeit helfen nicht den Supermärkten, Produktverschwendung zu vermeiden. Fast drei Millionen Tonnen pro Jahr schmeißen der Groß- und Einzelhandel weg, so WWF-Studie von 2015. Um die Situation zu verbessern, arbeitet Foodsharing mit Supermärkten zusammen. Die Produkte, die nicht mehr verkauft werden, können die Geschäfte an der Organisation weitergeben. Diese Lebensmittel verschenkt man zum Beispiel an Nachbarn und Freunde oder liegt in die Fair-Teiler. Außerdem können die Foodsaver (die Ehrenamtlichen von Foodsharing) auch Lebensmittel für den eigenen Bedarf mitnehmen. "Wir bekommen sehr viel Zuspruch und werden für unser Engagement gelobt. Hin und wieder werden uns auch kritische Nachfragen gestellt, die wir aber bis jetzt immer zufriedenstellend beantworten konnten” - so Marleen.

Und was Iserlohn angeht?


Laut der Daten, sind etwa 64.000 Menschen in Deutschland bei www.foodsharing.de als Foodsaver (oder Ehrenamtliche) registriert. In Nordrhein-Westfalen sind es ca. 12.000 Ehrenamtliche. Hier in Iserlohn sind es bisher 10 Bürger, die sich als Foodsaver gemeldet haben. Frau Krabbenhöft redet weiter: “In Iserlohn stehen wir noch ganz am Anfang". Die Organisation muss noch Unterstützer finden, die auch Lebensmittel retten wollen. Vor allem sucht sie ehrenamtliche Foodsaver, die die Lebensmittel von Supermärkten abholen und weitergeben wollen, aber auch Orte, wo Fair-Teiler aufgestellt werden können. Außerdem braucht Foodsharing die Menschen, die diese Fair-Teiler bauen können oder einen Schrank oder Kühlschrank für den Projekt abgeben können. Darüber hinaus müssen Kontakte zu anderen Initiativen und Organisationen wie der Caritas, der Verbraucherzentrale, dem Quatiersmanagement und der Stadt hergestellt und gepflegt werden. Bei Foodsharing kann jeder mitmachen, egal wie alt man ist. "Es sind sowohl Studierende und Azubis als auch Rentner bei uns dabei. Und selbstverständlich alles was dazwischen liegt” - sagt die Botschafterin.

 

Persönliche Erfahrung


Foodsharing bietet jetzt sehr viele Möglichkeiten, damit die Kunden mit gleichen Zielen zueinander finden können. Und wenn man nicht so IT-bewusst ist, kann man sich auch über Foodsharing-Programm im naheliegenden Geschäft informieren. Aber wie sieht das alles in der Realität aus? Ist es so einfach, wie es scheint? Sino, 20 Jahre alt, kommt aus Hagen und war schon einmal an Foodsharing beteiligt: “Ich habe an dieser Aktion teilgenommen, weil ich finde, dass viel zu viele Lebensmittel verschwendet werden". Der Junge hat über die Organisation über eine Projektwoche in der Schule von seiner Schwester davon erfahren, weil sie im Kurs für Nachhaltigkeit und Foodsharing war. "Auf jeden Fall werde ich noch einmal daran teilnehmen! Solange Menschen auf der Welt hungern müssen, finde ich es ethisch nicht vertretbar Nahrungsmittel zu verschwenden. Es ist unsere Pflicht die Verschwendung möglichst gering zu halten. Außerdem schont es die Umwelt“ - fasst Sino zusammen.

Von Katarina Wahlberg
Veröffentlicht am 14.11.2019

Katarina Wahlberg

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