Karstadt – alles unter Dach und Fach

Die Karstadt Mitarbeiter in Iserlohn sehen positiv in die Zukunft. Foto: Senta Kühlmann

Iserlohn. Nachdem die drei potentiellen Investoren Triton, Highstreet und Berggruen um Karstadt gebuhlt haben, hat der Gläubigerausschuss am Montag, 7. Juni, den Zuspruch für Berggruen gegeben. Entscheidend hierfür war das Versprechen Berggruens, keine weiteren Stellen zu streichen.

Die Zukunft ist gesichert – so scheint es zumindest. Viele Karstadt-Mitarbeiter waren am Dienstagnachmittag deutschlandweit, trotz Bekanntgabe des Investors, unsicher und hatten es kaum gewagt, sich darüber zu freuen. „Bevor der Vertrag nicht in trockenen Tüchern ist, will ich dazu gar nichts sagen“ war eine der Standardantworten die BiTSnews von den Karstadt-Mitarbeitern in Iserlohn erhalten hat. Dennoch sind alle ein wenig erleichtert. „Mir ging es gestern Abend schon viel besser“, erzählt uns die Iserlohner Karstadt-Mitarbeiterin Martina Hellgermann. „Nikolas Berggruen macht auf mich einfach einen sehr sympathischen Eindruck und auch gerade die Tatsache, dass er keine Stellen streichen will, lässt uns Mitarbeiter hoffen.“ Das Gute sei außerdem, dass Karstadt in Iserlohn keine Konkurrenz habe, so Hellgermann.

Neuer Investor für Karstadt

Sympathisch, jung und vermögend – dieses Bild verkörpert der Investor Nicolas Berggruen und lässt die Karstadtmitarbeiter der Republik aufatmen. Der 48-jährige Deutsch-Amerikaner Berggruen verfügt nicht nur über ein geschätztes Vermögen von rund 1,8 Milliarden Dollar, sondern will dieses auch noch in die insolvente Warenhauskette Karstadt investieren. Berggruen konnte in seiner Karriere schon viele Erfahrungen mit zahlungsunfähigen Unternehmen sowie deren Sanierung sammeln. So hat er beispielsweise das spanische Medienunternehmen Grupo Prisa vor dem Zerfall gerettet. Der neue Karstadt-Schutzengel machte seinen Bachelor-Abschluss im Finanzwesen und internationaler Wirtschaft an der New York University und gründete anschließend die Berggruen Holdings. Was den Einzelhandel betrifft, so hat Berggruen bislang jedoch noch keinerlei Erfahrungen machen können.

25.000 Stellen deutschlandweit gesichert

Bundesweit betreibt Karstadt 120 Filialen, in denen insgesamt rund 25.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Ich schaue der Zukunft positiv entgegen. Natürlich herrschte bei uns Mitarbeitern eine große Unsicherheit, das Thema war sozusagen in jeder Mittagspause aktuell“, sagt Katharina Spannagel, eine Teilzeitkraft in der Karstadt Filiale Iserlohn. Sie gibt zu bedenken, dass sich das Dilemma mit Karstadt ja auch schon über längere Zeit hinziehe. So fließe beispielsweise seit 2004 weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld ins Portemonnaie. Besonders für Alleinverdienende sei diese angespannte Situation untragbar gewesen, so Spannagel. „Ich traue es Berggruen aber auf jeden Fall zu, dass er es schafft.“

Von Lisa Senftleben und Senta Kühlmann

Veröffentlicht am 08.06.2010