U18-Wahl

Kinder und Jugendliche geben ihre Stimme ab

Sinem Dündar, Nadine Pieper, Jana Schruba und Lea Pohl (v. l.) sind stolz auf ihre organisatorische Leistung. Foto: Anna-Sophie Kölsche

LÜDENSCHEID. Am Sonntag dürfen alle über 18-Jährigen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW) wählen und eine Stimme für eine der Parteien abgeben. Einige der Parteien schreiben in ihren Wahlprogrammen, dass auch 16-Jährige bei der NRW-Landtagswahl ihre Stimme abgeben dürfen sollen. Das Projekt „U18. Die Wahl für Kinder und Jugendliche“ setzt sich ebenfalls dafür ein, dass Kinder und Jugendliche die Politik mitbestimmen können.

Die U18-Wahlen finden normalerweise neun Tage vor dem offiziellen Wahltermin statt. Dabei werden „junge Menschen darin unterstützt, Politik zu verstehen, Unterschiede in den Partei- und Wahlprogrammen zu erkennen und Versprechen von Politikern zu hinterfragen“, heißt es auf der Website der Organisation. Denn auch sie würden ein politisches Interesse haben. An den Wahlen können Kinder und Jugendliche aller Nationalitäten teilnehmen, die unter 18 Jahre alt sind. Die Wahlen werden sowohl bei Landtags- und Bundestagswahlen als auch bei Europawahlen organisiert. Zum ersten Mal fand die Aktion 1996 in einem Wahllokal in Berlin statt und sei mittlerweile zu einer der größten politischen Bildungsinitiativen für Kinder und Jugendliche in Deutschland geworden.

Nicht nur Volljährige haben eine politische Meinung

Auch Kinder und Jugendliche im Märkischen Kreis durften eine Stimme abgeben. So fand beispielsweise im Jugendzentrum Knast in Lüdenscheid am 5. Mai eine U18-Wahl statt – organisiert vom Jugendwerk der AWO Märkischer Kreis. Am Samstag zuvor gab es bereits einen Infotag, bei dem die Organisatoren den Kindern die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien erklärten, gemeinsam eigene Programme entwickelten und einen Probedurchlauf für die Wahl machten. „Wir nehmen an der Aktion teil, damit die unter 18-Jährigen wissen, wie eine Wahl abläuft. Außerdem können wir so herausfinden, für was sich die Kinder und Jugendlichen interessieren, und was sie sich politisch wünschen“, sagte die 19-jährige Lea Pohl. Das Jugendwerk ist in diesem Jahr zum ersten Mal dabei, die Idee entstand bei einem Treffen auf Regionalbasis. Nach der Anmeldung auf der Internetseite des Projekts bekam das Organisatorenteam alle nötigen Materialien zugeschickt. „Für das erste Mal lief es ganz gut, wir sind schließlich noch in der Kennenlernphase“, zog die 19-jährige Jana Schruba ihr Fazit. Es hätten jedoch noch mehr teilnehmen können. Viele Kinder hätten schon in der Schule an der Aktion teilgenommen. „Je öfter wir so eine Wahl organisieren, desto bekannter wird sie auch.“

Nicht nur die Wähler, auch die Organisatoren sind noch sehr jung. Zwei von ihnen durften an diesem Tag selbst ihre Stimme abgeben. „Es ist eine starke Leistung, dass wir das selbst auf die Beine gestellt haben“, sagte die 15-jährige Sinem Dündar. Auch die 17-jährige Nadine Pieper hat gewählt: „Ich finde es gut, dass man uns mit einbezieht.“ Das sei auch das Feedback, dass sie von den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen bekommen hätten. Sie hätten das Gefühl gehabt, dass ihre Stimme zählt und dass sich die Menschen auch für ihre Meinung interessieren.

Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen

In dem Wahllokal des Jugendwerks gingen 54,5 Prozent der Stimmen an die SPD, jeweils 18,2 Prozent an die Grünen und die Linke, und 9,1 Prozent gingen an die FDP. Alle anderen Parteien wurden nicht gewählt. Auf ganz NRW bezogen war die SPD mit 28,1 Prozent die stärkste Partei bei der U18-Wahl, gefolgt von der CDU mit 21,7 Prozent. Anders als bei den aktuellen Umfragen und Prognosen zur Landtagswahl, scheiterte die AfD bei der U18-Wahl an der Fünf-Prozent-Hürde und würde somit nicht in den Landtag einziehen. Bei den Piraten scheinen sich sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch die Erwachsenen einig zu seien, denn die Partei hat ihren Sitz verloren und die fünf Prozent ebenfalls nicht erreicht. Die Linke und die FDP dürfen nach der Meinung der Kinder und Jugendlichen in den Landtag und erreichen beide mehr als sechs Prozent. Die Grünen scheinen bei den Minderjährigen in NRW beliebter zu sein als bei den Erwachsenen, denn an sie gehen 15,48 Prozent der Stimmen.

Von Anna-Sophie Kölsche
Veröffentlicht am 13.05.2017