KohlrABI - Alle anderen sind Lauchs

Die Abiturienten vom Stenner-Gymnaisum feiern beim Schützenumzug ihren Schulabschluss. Foto: Mara Fritzsche
Die Parkhalle Iserlohn ist für den Abiball hergerichtet. Foto: Mara Fritzsche

Iserlohn. Vielen kommt es bekannt vor - der Stress im April und Mai während den Abiturklausuren. Auch jetzt ist wieder die Zeit, in der man stundenlang zu Hause sitzt, um sich den ganzen Schulstoff der letzten Jahre beizubringen. Doch hat sich der ganze Ablauf rund um die Allgemeine Hochschulreife in den vergangenen Jahren verändert? Wurde früher mehr gelernt und fixiert man sich jetzt eher auf die Feierlichkeiten nach den bestandenen Prüfungen?

„Ich habe rund einen Monat für meine ganzen Prüfungen gelernt, da war ich schon einer derjenigen, die mehr dafür getan haben”, erklärt Timo (26), der sein Abitur vor knapp sieben Jahren gemacht hat. „Früher hat man seine Prüfungen geschrieben und ist danach direkt in das Studium oder in die Ausbildung eingestiegen, heutzutage sind die Prüfungen nur noch nebensächlich”, so Timo weiter.

Welches Abiballkleid werde ich tragen? Wohin geht die Abschlussfahrt? Um diese Fragen dreht sich zurzeit alles. Egal ob WhatsApp Gruppen gegründet werden, damit bloß keiner das gleiche Kleid trägt wie man selbst, oder um zu planen, wo die Reise hingeht. Beliebte Reiseziele sind seit Jahren die Partyhochburgen Mallorca oder Lloret de Mar.

Machtübernahme in Iserlohn

Schon ein Jahr vor dem eigenen Abitur starten in den Gymnasien in Iserlohn die Feierlichkeiten. Sobald die Zwölftklässler die Schule verlassen, wird die Machtübernahme ausgelassen gefeiert. Bühnen werden aufgebaut und in den Mittagspausen wird die Musik laut aufgedreht.

Als nächstes steht die Findung des Abiturmottos auf dem Programm. KohlrABI - Alle anderen sind LauchsAB In die Jogginghose - Hartz IV wartet” oder „ABIcrombie & Fitch - Models gehen, Elche bleiben” sind nur eine kleine Auswahl von unzähligen Abiturmottos.
Rund um das Motto wird das ganze letzte Schuljahr, mit dem großen Highlight - dem Abiball, gestaltet.In der Mottowoche geht es hauptsächlich um das Verkleiden, Tanzen und Trinken.

„Einen Tipp für die Mottowoche - Frühstücken ist ganz wichtig. Der, zum Glück, letzte Tag war für mich schon um 9:30 Uhr zu Ende. Der Direktor hat meine Mutter angerufen und sie musste mich dann abholen. Immer wenn man mich danach sah, war ich nur "der Besoffene von Freitag", das war schon ziemlich peinlich”, erzählt Thomas (29).
Thomas' Weg nach dem Abitur führte erst einmal Richtung Australien, eher er sich dann für eine Ausbildung als Bankkaufmann entschied. Timo hingegen studiert aktuell im Master Marketing.  

Rivalität: Stenner versus MGI

Schon während der Mottowoche bekriegen sich das Gymnasium An der Stenner und das Märkische Gymnasium in Iserlohn (MGI). Immer wieder Streiche, egal ob man die gegnerische Schule mit Eiern bewirft oder Banner in ganz Iserlohn verteilt. 

„Diese Rivalität gibt es jetzt schon seit Jahren, zu meiner Zeit ist die gesamte Stufe zum Hemberg gefahren und hat dort die ganze Schule mit Eiern beworfen. Das war immer ein absolutes Highlight, alles unter dem Motto - 'Stenner regiert'”, erinnert sich Kira, die ihr Abitur 2014 absolviert hat.

Iserlohner Schützenfest als Abschluss

Wenn die Prüfungen geschafft sind, sind alle Augen auf den Schützenzug gerichtet, der im Rahmen des Iserlohner Schützenfestes stattfindet. 
Das Gymnasium an der Stenner organisiert jedes Jahr einen Traktor, auf dem die Abiturienten, auch aus den vorherigen Abschlussjahren, gemeinsam eine einzige Party feiern. 
Das MGI hingegen mischt die Menge mit Wasserpistolen und Trillerpfeifen auf. Auf dem Fest feiern dann aber alle gemeinsam ihr bestandenes Abitur.

Egal ob Studium, Ausbildung oder ein Jahr im Ausland, alle sind sich einig, dass man die Schulzeit gerne zurückhaben möchte, auch wenn man in den letzten Monaten echt viel um die Ohren hatte. Denn nach dem Abschluss beginnt der Ernst des Lebens. 

 

Von Mara Fritzsche
Veröffentlicht am 23.04.2016