Jürgen Kalf

Mit dem Fahrrad nach Russland

Als Jürgen Kalf den Ostseeradweg entlang fuhr, hat er sein Zelt immer direkt am Strand aufgebaut. Foto: Jürgen Kalf
Kalf zeltet aber auch oft mitten im Wald. Foto: Jürgen Kalf.
Mit seinem Zelt hat es ihn auch an Sumpfgewässer verschlagen, wurde dort allerdings von Mücken überfallen. Foto: Jürgen Kalf
Oft trifft Kalf andere Radfahrer, die ihn ein Stück begleiten. Foto: Privat
Die Backsteinhäuser an der Weser gefallen Jürgen Kalf besonders gut. Foto: Jürgen Kalf
An der Weser gefällt ihm außerdem, dass die Dörfer noch so schon altmodisch aussehen. Foto: Jürgen Kalf
Kalf macht immer wieder Halt, um die Gegend zu erkunden. Hier in Stralsund. Foto: Privat
Auch in Greifswald machte Jürgen Kalf einen Stop. Foto: Jürgen Kalf
Einer seiner Radwege führte ihn mit schöner Aussicht direkt am Bodden entlang. Foto: Jürgen Kalf
In Polen wird Jürgen Kalf von Freunden erwartet, die das ehemalige Haus seines Vaters bewohnen. Foto: Privat

LETMATHE/DIE WELT. Der 71-jährige Jürgen Kalf startet von seiner kleinen gemütlichen Wohnung in Lethmate aus ein oder zweimal im Jahr mehrmonatige Radreisen um die Welt. MAERKZETTEL hat er von unterwegs aus erzählt, wie der Beginn seiner Reise nach Russland bisher verlaufen ist.

Vor drei Wochen war es wieder soweit. Jürgen Kalf machte sich bereit. Mit seinem Fahrrad voll bepackt – zwei Radtaschen vorne und zwei hinten – trat er seinen Weg zum ersten Etappenziel Hamburg an. Sein Plan: Über den schönen Ostseeradweg entlang durch Polen, Litauen, Lettland und Estland und dann nach Russland. „Dort möchte ich mir Jekaterinburg ansehen mit dem berühmten Bernsteinzimmer“, erzählte er. Von dort aus soll es weiter durch den karelischen Teil von Finnland gehen, Richtung Schweden, durch Dänemark und mit dem Schiff zurück nach Hamburg und von dort aus wieder nach Hause nach Letmathe.

Seit über 30 Jahren fährt er durch die Welt. (Maerkzettel berichtete.) „Ich kenne inzwischen viele Leute in den baltischen Ländern, da habe ich Freunde, wo ich um Hilfe bitten kann. Ich freue mich schon, sie wiederzusehen.“

„Ich musste durch überschwemmte Straßen fahren“

Jürgen Kalfs erster Tag auf dem Rad führte ihn über Hamm längs des Datteln-Hamm-Kanals durch das wunderschöne Lipperland nach Beckum, wo er auf den Wiesen eines freundlichen Landwirtes sein Zelt aufbauen durfte. „Am Morgen wurde ich von diesem Ehepaar noch zum Frühstück eingeladen und mit zwei Flaschen Milch für meine weitere Reise ausgestattet.“ Dann ging es weiter Richtung Weser nach Petershagen.

Doch nicht immer verläuft die Reise reibungslos. „In Herford traf mich in den Abendstunden ein heftiges Unwetter mit starken lang andauerndem Regen. Ich musste durch überschwemmte Straßen fahren.“ Auch mit dem Zelt kann es dann problematisch werden: „Ich baute mein Zelt auf einem Acker auf und versank tief im Schlamm, aber ich habe trotzdem gut geschlafen. Nur am Morgen beim Abbauen des Zeltes war mein Zelt durch das Wasser fast doppelt so schwer wie sonst. So etwas habe ich dreimal in den ersten acht Tagen erlebt.“ Kalf hat dann das Problem, seine Ausrüstung wieder zu trocknen.

„Mein ganzer Körper war von Mücken bedeckt“

Spaß hatte er, als er an der Weser entlangfahren konnte.  „Hier ist mir bewusst geworden, wie schön doch Deutschland ist.“ Die Dörfer dort sehen alle sehr alt aus und bestehen aus roten Backsteinbauten. Zudem gibt es viele Eichenalleen.

Als Jürgen Kalf den Ostseeradweg entlang fuhr, hat er sein Zelt immer direkt am Strand aufgebaut. „So konnte ich am frühen Morgen immer direkt ein Bad im Meer nehmen.“

Die Nähe zum Wasser hat allerdings auch seine Schattenseiten. In einer Nacht wurde Kalf von Mücken und Ameisen überfallen. „Am Morgen sah ich aus, als hätte ich die Masern. Beim Abbauen meines Zeltes war mein ganzer Körper von Mücken bedeckt, es war grausam.“ Um sein gesamtes Gepäck wieder ordnungsgemäß zu verpacken, braucht Kalf eine Stunde. Die wichtigsten Reiseutensilien sind ein Feuerzeug, Gas und Wasser. Aber auch zahlreiche Werkzeuge für mögliche Reparaturen am Fahrrad hat der Rentner dabei. Utensilien zum Kochen, sowie Milchpulver und Astronautennahrung gehören zu seiner Grundausstattung.

Nach zwei Wochen Fahrt hat Jürgen Kalf Polen erreicht. Dort wird er von Freunden erwartet, die das ehemalige Haus seines Vaters bewohnen. Es ist wunderschön gelegen am Maurischen See. Bis Russland hat er allerdings noch einen langen Weg vor sich, auf dem sicherlich weitere besondere Erlebnisse auf ihn warten.

Von Melina Seiler
Veröffentlicht am 04.06.2018