„Neue Ufer“ bringen Großstadtgefühl

Vom Gefängnis zur Uni: Das Untere Schloss in Siegen soll im Zuge der Regionale umgewidmet werden. Foto: Südwestfalen-Agentur

Siegen. Die Stadt Siegen will mit der Regionale 2013 „zu neuen Ufern“ aufbrechen. So heißt das Projekt, das die Lebensqualität in der größten Stadt Südwestfalens steigern soll. Neue Ufer sollen durch die Freilegung der Sieg auch ganz konkret sichtbar werden.

„Siegen setzt hier Ausrufezeichen!“, ist Dirk Glaser, Geschäftsführer der Südwestfalen-Agentur überzeugt. Mit dem Projekt „Zu neuen Ufern“, das im Regionale-Kontext der Projektfamilie „WirtschaftWissen“ zugeordnet ist, will die Universitätsstadt ihre Attraktivität für Bewohner ebenso steigern wie für Studenten oder Touristen. Im vergangenen Dezember erhielt die Stadt für das Projekt den dritten Stern und kann jetzt mit der Umsetzung beginnen.

Prominenterer Platz für die Sieg gewünscht

Insgesamt 14,6 Millionen Euro sind für die Baumaßnahmen veranschlagt, den größten Teil wird die Stadt dabei für die Freilegung der Sieg im Innenstadtbereich nutzen. Bisher verdeckt eine Betonplatte das Flussbett, im Zuge der Regionale soll das Gewässer nun wieder einen prominenteren Platz im Stadtbild erhalten. Der Anfang ist dabei bereits gemacht. Einige so genannte Querbauwerke, die die Sieg bislang verdeckten, sind bereits entfernt und die Renaturierung wurde in Angriff genommen.

Die Pläne sehen vor, den natürlichen Verlauf des Flusses auf einer Länge von rund 300 Metern wiederherzustellen. Die Siegener sollen direkt in der Innenstadt attraktive Plätze und Flächen am Ufer der Sieg nutzen können. „Ab dem Frühjahr 2014 werden die ersten Passanten über eine Uferpromenade an der neugestalteten Sieg flanieren können“, versprach Siegens Bürgermeister Steffen Mues. Um dennoch stets den vollen Hochwasserschutz sicherstellen zu können, sind Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde in alle Planungen einbezogen.

Unteres Schloss: Wo aus dem Knast eine Uni wird

Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts „Zu neuen Ufern“ ist außerdem das Untere Schloss in Siegen, in dem derzeit noch eine Zweigstelle der Justizvollzugsanstalt Attendorn sowie verschiedene Landesbehörden untergebracht sind. Bis 2013 wird die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Siegen in das historische Gebäude einziehen – Gefängniszellen und Amtsstuben haben dann ausgedient. „Schon die Idee, aus einem Knast eine Uni zu machen, finde ich faszinierend“, kommentiert Dirk Glaser. Als „deutschlandweit einzigartig“ preist er die Einrichtung einer Mittelstandsakademie an, die im Unteren Schloss neben der Uni Siegen beheimatet werden soll. Sie richtet sich in erster Linie an junge Führungskräfte aus ganz Südwestfalen.

„Projekt bringt Großstadtgefühl nach Südwestfalen“

Dritter Baustein des Regionale-Projekts ist der Umbau des Bahnhofsbereichs. Während das Bahnhofsgebäude modernisiert werden soll, plant die Stadt, den von der Bahn nicht mehr genutzten Ringlokschuppen zu einem Industrie- und Eisenbahnmuseum auszubauen. Das ringförmige Gebäude mit vorgelagerter Lokomotiv-Drehscheibe kann darüber hinaus als Schulungsraum genutzt werden.

Mit diesen Investitionen will die Stadt Siegen nicht nur Bausünden der vergangenen Jahrzehnte ausbessern, sondern auch ihre Rolle als Oberzentrum in Südwestfalen festigen. Glaser unterstreicht: „Das ist eine Projektidee, die Großstadtgefühl in die Region bringt.“

Von Thorsten Streber
Veröffentlicht am 06.08.2011