So erfolgreich kann Integration sein

Florentina Gecaj an ihrem Arbeitsplatz bei der Sparda-Bank West eG. Foto: Lara Behrens

Herdecke. Die Integrationsdebatte ist immer noch in vollem Gange. Häufig jedoch wird sie mit negativen Beispielen belegt, doch es gibt auch viele gute Beispiele für gelungene Integration. So wie Florentina Gecaj und ihre Familie.

Mit sechs Jahren kam Florentina 1992 mit ihren Eltern und ihren drei Brüdern aus dem Kosovo nach Deutschland. Damals kriselte es aufgrund der politischen Situation im Balkan heftig und so planten ihre Eltern zunächst für sechs Monate das Land zu verlassen. Mit einem Reisebus, den vier Kindern und ein wenig Gepäck, zog es Frau und Herrn Gecaj zunächst nach München und von dort aus in das wirtschaftlich starke Nordrhein-Westfalen. Verwandte in Plettenberg unterstützten die Familie am Anfang, die  bald nach Herdecke zog. Florentinas Vater, langjähriger Englischlehrer im Kosovo, machte einen Deutschkurs und fand schnell Arbeit bei einem Garten-und Landschaftsbauunternehmen. Ihr älterer Bruder Florent wurde sofort eingeschult, sie selbst im  Sommer 1992 und ihre beiden jüngeren Brüder Armend und Dardan kamen in den Kindergarten. Alle vier lernten auf diesem Wege perfektes Deutsch und schnell neue Freunde kennen. Ihre Bildungslaufbahnen beendeten die vier Geschwister allesamt sehr erfolgreich: zwei von ihnen mit Fachabitur, die anderen zwei mit Abitur.

Entwicklung zu einer Kundenberaterin

2005 entschloss sich Florentina nach ihrem Abitur zu einer Ausbildung zur Bankkauffrau. Nach einem intensiven Auswahlverfahren bei der Sparda-Bank West eG bekam sie dort sehr schnell die Zusage für einen Ausbildungsplatz. Während ihrer Ausbildung durchlief sie alle Abteilungen der Bank, lernte viel und wurde nach erfolgreicher Beendigung sofort übernommen. Im Anschluss daran, nahm Florentina an zahlreichen Weiterbildungen und Seminaren teil, sodass sie sich mittlerweile zu einer kompetenten Kundenberaterin entwickelt hat. Bei der SpardaBank West ist sie gleichzeitig Ausbildungsbeauftragte für Azubis und Praktikanten, arbeitet an mehreren Gesamtbankprojekten mit und hat außerdem nach der Ausbildung nebenberuflich ein Präsenzstudium an der Frankfurt School of Management begonnen. Dass sie ihren Beruf mit viel Engagement betreibt und Spaß daran hat, merken auch die Kunden. Diese bedanken sich nicht selten für ihre freundliche Beratung und kommen sehr gerne zu ihr. „Wertschätzung, Freundlichkeit und Fairness, das haben meine Brüder und ich von unseren Eltern gelernt. Das ist selbstverständlich“, findet Florentina Gecaj. Ihre Geschwister sind in dem, was sie tun, so erfolgreich wie die Schwester: Florent Gecaj ist Sozialversicherungsangestellter und angehender Diplom-Kaufmann, Armend Gecaj ist selbstständiger Gastronom und Dardan Gecaj studiert Bauingenieurwesen an der TU Dortmund.

Herkunft spielt keine Rolle

Dass Florentina nicht gebürtig aus Deutschland kommt, merken viele ihrer Kunden nur am Nachnamen - dann erklärt sie geduldig woher sie stammt. Sie selbst hat bisher keine negativen Erfahrungen gemacht: „Was mich aber am meisten ärgert, ist, dass Integration überall schlecht dargestellt wird und häufig nur Negativ-Beispiele genannt werden. Es gibt zahlreiche Beispiele für gelungene Integration, mit denen man den Leuten zeigen kann: Schaut her, es geht auch anders.“ Dabei ist ihr besonders wichtig, dass damit nicht nur Deutsche, sondern eben auch die Menschen mit Migrationshintergrund stigmatisiert werden und ihnen deutlich gemacht wird, dass sie ihre Chancen nutzen müssen. So wie Florentinas Eltern: Auch sie fühlen sich in Deutschland wohl und haben sich vor einiger Zeit den Wunsch nach den eigenen vier Wänden erfüllt. Für die Zukunft hat Florentina noch keine konkreten Pläne: „Ich könnte mir aber gut vorstellen, irgendwann eine Filiale selber zu leiten. Mir ist dabei das Motto unserer Bank äußerst wichtig: „Freundlich & Fair“. Ich möchte das nicht nur auf dem Namensschild tragen, sondern auch wie bisher leben – im Umgang mit den Kunden und auch untereinander mit meinen Kollegen.“
Privat lässt sich die 25-Jährige überraschen, was das Leben für sie bereithält. „Was mir noch fehlt, zur perfekten Integration, ist die deutsche Staatsbürgerschaft.“ Und die wird gerade bearbeitet…

Von Lara Behrens

Veröffentlicht am 23.12.2010