Parktheater Iserlohn

"Undercover Dschihadistin” schafft Aufklärung im Parktheater Iserlohn

In diesem Outfit trat die Undercover-Journalistin alias Mélodie dem Terroristen via Skype gegenüber. Foto: Rebecca Schlummer
Abu Bilel terrorisierte das Mädchen mit seinen ständigen Anrufen und Forderungen. Foto: Rebecca Schlummer
Wie auch im echten Leben wurden die Gespräche auf der Bühne über einen Bildschirm geführt. Foto: Rebecca Schlummer

ISERLOHN. Das Theaterstück „Undercover Dschihadistin“ hat am vergangenen Dienstagmorgen knapp 100 Schüler im Parktheater Iserlohn in ihren Bann gezogen. Das Gastspiel des Westfälischen Landestheaters in Castrop-Rauxel hat es sich zusammen mit dem Veranstalter der Landeszentrale für politische Bildung NRW zur Aufgabe gemacht, mit diesem Stück Aufklärung in Sachen Rekrutierung durch radikale Islamisten zu schaffen und unsere Demokratie zu bewahren – mit Erfolg.

Erzählt wurde die Geschichte der französischen Journalistin Anna Erelle. Diese lebt seit ihrem Undercover-Einsatz, in dem sie sich als fiktive Figur Mélodie, die angeblich zum Islam konvertiert ist, ausgab, unter falschen Namen mit neuer Identität und unter Polizeischutz. Erelle hat damals über das Internet intensiven Kontakt mit einem der gefährlichsten Männer der Welt gehabt. In ihrem Buch berichtet sie im Nachhinein unter dem Pseudonym Anna Erelle, wie Abu Bilel, ein ranghoher Offizier des sogenannten „Islamischen Staates“, sie in kürzester Zeit manipuliert hat. Seine Absicht dahinter war, die Junge Frau für den Krieg in Syrien anzuwerben. Mit ständigen Anrufen über Skype, einem Haufen von Komplimenten wie beispielsweise „Du bist eine Löwin, meine Frau. Du bist reizend und rein.“ und den Versprechungen von einem besseren Leben, lockte er das scheinbar unglückliche Mädchen zu sich. Diese musste sich einem ständigen Dauerdruck und einer ordentlichen Gehirnwäsche stellen.

Aufklärung schaffen ist enorm wichtig

„Seit geraumer Zeit ist die westeuropäische Gesellschaft mit einer wachsenden Zahl junger Menschen konfrontiert, die eine Offenheit für Radikalisierungen unterschiedlicher Art entwickeln“, so schreibt es das Landestheater NRW auf seiner Website. Umso wichtiger daher, durch unterschiedlichste Art Aufklärung zu schaffen. Die Schüler eines Berufskollegs, die die Vorstellung am Dienstagmorgen schauten, haben schon im Vorhinein einiges mit ihren Lehrern zu diesem Thema erarbeitet. Trotzdem wurde das Nachgespräch mit den Schauspielern und der Beauftragten der Landeszentrale für politische Bildung NRW, Carmen Teixeira, aufmerksam angenommen. Letztere erklärte auf Nachfrage, dass Ausreisen aus Deutschland zwar im Moment nicht mehr möglich seien, dass es allerdings trotzdem enorm wichtig sei, die Ohren und Augen offen zu halten und nicht wegzuschauen, wenn man etwas Auffälliges bemerkt. Denn im Grunde könne es jeden treffen.

Stück stiftet zum Nachdenken an

Patricia Benthien vom Parktheater Iserlohn hat das Stück bereits zum zweiten Mal gesehen und zog das Fazit: „Das Kinder- und Jugendtheaterstück „Undercover Dschihadistin“ sollte für alle Schüler ein Muss sein“. Das spiegeln auch die Eindrücke der Schüler des Berufskollegs wieder. Für sie war es eine „krasse Erkenntnis“, wie manipulativ Terroristen sind und wie diese den Islam missbrauchen, um etwas eigentlich ganz anderes zu transportieren. An dieser Stelle harkte sich Teixeira nochmals ein, um klarzustellen, dass Religion keinesfalls wie im Stück gezeigt wurde, missbraucht werden darf. Muslime seien in Deutschland ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft, in der jeder die Möglichkeit haben müsse, sich frei entfalten zu können.

Von Rebecca Schlummer
Veröffentlicht am 11.10.2018

Rebecca Schlummer

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