Seniorenkreis Veranstaltung

Warum heißt denn meine Straße so?

Hinter so manchem Straßennamen versteckt sich eine interessante Bedeutung. Foto: Nicholas Ramme
Die Teilnehmer des zuletzt stattgefundenen Seniorenkreises in Hennen. Foto: Nicholas Ramme

ISERLOHN. Straßennamen können aus verschiedensten Gründen gewählt werden. Manche Geschichten hinter den Namen sind simpel, manche komplex. Einige sind nach weltweit berühmten Personen benannt, andere nach lokalen, gewöhnlichen Leuten. Doch was gibt es in Iserlohn eigentlich für Straßennamen, die eine wirklich außergewöhnliche Bedeutung hinter sich stehen haben?

Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten, klirrende Kaffeetassen. Alles Eigenschaften, die einem Seniorenkreis in Iserlohn-Hennen nicht unbedingt zuzutrauen wären. Nun ja von den Kaffeetassen mal abgesehen. Doch waren dies alles Bestandteile des Vortrags über Iserlohner Straßennamen und ihrer Herkunft, wenn auch gemäßigt. Fast jeden Monat findet dieser Seniorenkreis in dem evangelischen Gemeindehaus in Hennen jeden ersten Montag im Monat statt. Nur jetzt in naher Zukunft erst mal nicht. Jetzt ist Sommerpause. Weiter geht es erst wieder im September.

Nun sitzen dort 22 älteren Herrschaften und warten gespannt darauf, was für ulkige Straßennamen heute diskutiert werden. Doch wurde, was das Ulkige angeht, leider etwas enttäuscht, dafür aber umso mehr begeistert, was das geschichtliche Hintergrundwissen angeht, das so mancher Straßenname hinter sich verbirgt.

Wo kommen diese Aktienstraßen alle her? 

„Ahornstraße, nun ja, das ist wohl selbsterklärend. Dort haben wohl viele Ahornbäume gestanden“, erzählt Marlis Gorki, die Leiterin des heutigen Nachmittages. Als langjährige Stadtführerin kennt sie natürlich die ein oder andere Straße nur zu gut, hat allerdings auch ein recht dickes Buch bei sich, das alle Straßennamen Iserlohns auflistet. „Viele Namen beziehen sich meist auf etwas in der Umgebung, oder die Geschichte, die auf dieser Straße stattgefunden hat, wie bei der Alte-Post-Straße, die im 19. Jahrhundert als Hauptweg für die Postkutsche diente.“ Ein leises Raunen geht durch den Raum, ein Herr nickt verständnisvoll. Der Griff zu Kaffeetasse und Plätzchen hat sich seit Redebeginn von Frau Gorki fast gänzlich minimiert.

Verrückt ist doch wohl wie egal in welcher Stadt jemand wohnt, immer eine Aktienstraße zu finden ist, oder nicht? Grund dafür ist, dass zum damaligen Bau der Straßen sowohl Unternehmen, als auch Privatleute die Kosten übernommen haben. Die Namensgebung der Provinzialstraße hat die gleiche Geschichte. Unterhaltsame Fakten, die wohl wenige Leute wissen.

Ein persönlicher Bezug

Hülsebeckenstraße, Hülsebeckenwiese, Romberg und noch einige andere Straßen, sind nach diversen alten Kaufmannsfamilien benannt, deren Ursprünge sich auf über 800 Jahre zurückverfolgen lassen. „Hermann Esser“ schießt es direkt als Antwort aus einem Herrn heraus, als die Esserstraße in den Raum geworfen wird. Ein andere Herr berichtet, dass er den Pfarrer, der als Namensgeber für die Schönebergerstraße diente,  persönlich kannte. Großes Erstaunen wird aus der Runde herausgekitzelt, als die Tatsache, dass die Schönebergerstraße auch noch zur passenden katholischen Gemeinde führt, die Geschichte hinter dem Namen zu einem der Highlights des Nachmittags werden lässt. Das Wissen im Raum über die Straßen in der Umgebung war am Anfang schon erhaben, doch erreicht es gegen Ende unserer Sitzung ein neues Höchstlevel. Es werden weitere Straßennamen von allen Damen und Herren vorgeschlagen und zusammen mit Frau Gorki recherchiert. Die Atmosphäre im Raum ändert sich langsam von gespanntem Zuhören zu entspanntem reden und diskutieren.

Nachforschungs-Appell

Als die letzten Mythen hinter der Namensgebung des Notweg aufgedeckt sind, fängt langsam aber sicher die Aufbruchsstimmung an. Sonnenbrillen werden aufgesetzt, die letzten Kekse schnell noch verköstigt. „Aber was ist denn eigentlich mit der Straße, in der wir uns befinden? Auf der Palmisse.“, wirft Frau Gorki noch in den Raum hinein, bevor es zu laut wird. „Der Name ist auf den Palm Sonntagsgottesdienst im Mittelalter zurück zu führen, wo die Palm Prozession durch diese Straße zog“. Nicht schlecht, der Raum ist wieder komplett ruhig und hängt gespannt an ihren Lippen. Nach einer letzten kleinen Anekdote verabschiedet sie sich dann doch und rät allen Anwesenden dazu, doch zwei Mal nachzudenken, bevor man ein Straßenschild sieht und sich nichts dabei denkt. Denn hinter jedem Namen könnte eine spannende Geschichte stecken. „Die gleiche Empfehlung richte ich auch an alle anderen Leute.“  Einfach einmal nachschauen, was ein Straßenname bedeutet. Selbst wenn es keine aufregende Geschichte ist, als kleine Anekdote in so manchem Gespräch kann es sicher unterhaltsam sein.

Von Nicholas Ramme
Veröffentlicht am 07.06.2018