Tempolimits auf Autobahnen

Weniger ist mehr – Über Tempolimits auf Autobahnen und dessen Klimaschutz

Tempolimits auf Autobahnen Quelle: Pixabay

ISERLOHN. Die Mobilität hat enorme Auswirkungen auf das Klima und unserer Sicherheit. Über die Einführung des Tempolimits auf Autobahnen wird in der Öffentlichkeit immer wieder kontrovers diskutiert. Denn Deutschland ist weltweit eines der wenigen Länder ohne Tempolimit auf Autobahnen. Hier ein Faktencheck.

 

Deutschland ist weltweit die einzige Industrienation der Welt ohne durchgängiges Tempolimit auf Autobahnen. Weitere sind Haiti, der Inselstaat Dominica oder die britischen Isle of Man. Allerdings existieren auf diesen Inseln auch keine mit deutschen Autobahnen vergleichbaren Straßen. 

Allgemein soll durch Tempolimits die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten sinken. Aus einer Auswertung des Verkehrssicherheitsrates (DVR) geht hervor, dass 2016 auf deutschen Autobahnen mit Geschwindigkeitsbegrenzung pro Autobahnkilometer 26 Prozent weniger Menschen tödlich verunglückt sind, als auf Autobahnen ohne Tempolimit. 2015 waren es sogar 13 Prozent. Dieser Trend bestätigt sich auch bei der Anzahl von Schwerverletzten. 

 

 
Positiver Einfluss auf den Verkehrsfluss 

 

Ein hohes Verkehrsaufkommen und Baustellen gelten als die wichtigsten Stauverursacher auf deutschen Autobahnen. 

Doch wie wirkt sich ein Tempolimit auf den Autobahnen aus? Diese Frage ist unter Experten sehr umstritten. Nach Einschätzung der Verkehrsexperten wirken sich die hohen Geschwindigkeitsunterschiede negativ auf den Verkehrsfluss aus. Laut der Website vom ADAC, führt ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern hingegen zu keiner enormen Verbesserung. 

Nach einer Umfrage von Greenpeace zufolge sind rund 60 Prozent der Menschen in Deutschland für ein Autobahn-Tempolimit. Denn die Befürworter argumentieren, dass dies für gleichmäßigere Fahrtgeschwindigkeiten mit weniger Bremsmanövern und Spurwechseln auf viel befahrenen Straßen sorgen könnte und so das Risiko von Staus vermindern. 

 

 

Klimaschutz und Downsizing 

 

13.000 Kilometer, in etwa so viel wie Deutschland an Autobahnstrecke besitzt. Nach Angaben der Webseite des Bundesverkehrsministerium (BMVI), wird jede Fahrtrichtung einzeln gezählt. Tut man dies, kommt man auf etwa 26.000 Kilometer. Auf 70 Prozent davon kann man laut Aussage des BMVI unbegrenzt schnell fahren. Und rund 10 Prozent der gemessenen Pkw-Fahrern kommen auf diesen Strecken auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 185 Kilometern in der Stunde. 

 

Laut einer Untersuchung des Umweltbundesamtes zufolge, würden bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen im Jahr rund drei Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) eingespart werden können, wenn dies von mindestens 80 Prozent der Autofahrer eingehalten wird. Das entspricht ein Rückgang von insgesamt neun Prozent. 

 

„Sobald das Tempolimit aufgehoben ist, tritt eine Minderheit erst richtig aufs Gas.“, so ein Sprecher von Greenpeace, nach Angaben der Webseite. 

Der wohl größte Effekt, das sogenannte „Downsizing“ - auf Deutsch, Verkleinerung, geht aus einer Auswertung von Greenpeace hervor. Denn niedrigere Geschwindigkeiten ermöglichen der Autoindustrie den Einbau leichterer Motoren.   

Ein Tempolimit ist daher Grundvoraussetzung, um der Autoindustrie ein Signal zu setzen, für den Bau sparsamerer Autos. Somit könnte das Downsizing die CO2-Emissionen von PKWs in kürzester Zeit halbieren. Also ein deutlich größerer Effekt, als alle zurzeit diskutierten CO2-Grenzwerte für Autos. 

Von Michelle Reichelt
Veröffentlicht am 13.11.2019

Michelle Reichelt

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