Tipps für eine „schöne" Zeit im Lockdown

Wie der Corona-Lockdown unsere Psyche angreift

„Zu Hause bleiben" und „auf Kontakte verzichten" sind Beschränkungen, die wir so nicht kennen. Ein Lockdown kann sich dabei negativ auf die Psyche auswirken. Foto: Pixabay

Der „Lockdown Light“ ist in Deutschland nun schon seit dem 02.11. in Kraft — und wird jetzt nochmal bis kurz vor Weihnachten verlängert. Die Ungewissheit und die Beschränkungen, die der Lockdown mit sich bringt, schlagen auf Dauer auf die Psyche der Menschen. Doch jeder Einzelne kann jetzt schon aktiv etwas dagegen tun!

MÄRKISCHER KREIS. Die zweite Welle der Corona-Krise und die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind auch für den Kopf eine Belastung. Im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr kommt nun hinzu, dass die ernste Lage diesmal im Herbst passiert und sich seit neusten Beschlüssen des Bundes auch durch den Winter ziehen wird und sogar das Weihnachtsfest einschränken wird. 

„Die Belastung durch Ängstlichkeit, Depressivität und Hoffnungslosigkeit ist höher, als wir es vor der Pandemie hatten“, sagt Prof. Klaus Lieb, Leibniz-Institut für Resilienzforschung gegenüber dem Redaktionsnetzwerk. „Wir haben Daten von weltweit rund 250.000 Personen ausgewertet“. Normalerweise sind soziale Kontakte, das Zusammensein mit Freunden, einer der sichersten Wege, psychische Krisen zu lindern – doch genau das ist nun erheblich schwerer. Sport fällt ebenfalls weitgehend aus. Auch der Halt, den ein fester Tagesrhythmus aus Arbeit und Feierabend gibt, ist durch die Pandemie schwer beizubehalten. „Wir alle brauchen auch ein gewisses Maß an Kontrolle und dies ist während der ganzen Pandemie und des Lockdowns nicht gegeben, da niemand weiß, wie es sich entwickelt“, teilt Psychotherapeutin Regina Oelert aus Menden mit. Jeder Einzelne kann sich jedoch jetzt schon gegen negative Emotionen und einen grauen Alltag wehren.

Bewegung tut gut!

Ein Spaziergang an der frischen Luft ist sehr zu empfehlen. Aus dem Haus rauskommen und mal etwas anderes sehen als nur das Wohnzimmer tut jedem gut. Nicht nur die Psyche, auch das Herz-Kreislauf-System profitiert davon. Das beweist eine Reihe von Studien. Denn Zeit in der Natur beruhigt vor allem die Nerven. Und Farben, die Naturgeräusche und die Herbst- und Wintersonne reduzieren den Stresspegel. 

Hobbys nachgehen

Sich selbst und seinen Hobbys treu bleiben ist in diesen Zeiten besonders wichtig — egal ob es ein gutes Buch ist, kochen, backen, malen, etwas spielen oder stricken. Den Hobbys nachgehen und etwas tun, was Spaß macht, hebt die allgemeine Stimmung und lenkt von dem ab, was gerade alles passiert. Dadurch, dass sowieso nur „Zu Hause bleiben“ und „Niemanden treffen“ angesagt ist, birgt es eine neue Möglichkeit, auch mal neue Hobbys zu entdecken und sich dadurch selbst weiterzuentwickeln.

Soziale Kontakte pflegen

Zum Glück ist das „in Kontakt bleiben“ heutzutage, durch das Internet und die sozialen Netzwerke, nicht mehr so schwer. Per WhatsApp, Skype, Facetime und Co. kann man mit seinen Freunden in Kontakt bleiben und sie sogar sehen, auch wenn es nur auf einem Bildschirm ist. Spielerisch geht es auch über Videospiele, was vor allem für die Jüngeren in Frage kommt. Eins ist sicher: Es gibt genug Möglichkeiten, mit seinen Liebsten in Kontakt zu bleiben, auch wenn es im Moment ohne weiteres nicht möglich ist, sich persönlich mit ihnen zu treffen.

Ein strukturierter Alltag hilft!

Einen festen Wochenplan und To-Do-Listen erstellen, kann dabei helfen, Struktur in den Alltag zu bringen. Dabei ist es wichtig, zu überlegen: Was sind Pflichten? Aber auch: Was bringt mir Freude? Und: Wie kann ich mich entspannen? Es soll also nicht das Motto gelten, so lange wie möglich im Bett zu bleiben, sondern den Tag wirklich aktiv zu nutzen. Das kann motivieren, morgens gut gelaunt aufzustehen. Wenn der Tag produktiv genutzt wird, gibt dies ein positives Gefühl, welches sich wiederum positiv auf die allgemeine Stimmung auswirkt.

Es ist also gar nicht mal so schwer, trotz dieser belastenden und nervenzerreißenden Situation, ein bisschen Abwechslung zu finden, die dabei hilft, dem „neuen“ Alltag Leben zu geben. 

Des Weiteren gibt es nicht nur negative Seiten am Lockdown. „Wir müssen uns zwangsläufig mehr mit uns selbst beschäftigen und lernen, es mit uns selbst auszuhalten“, so Psychotherapeutin Regina Oelert. Dies ist auch wichtig, denn: „Je mehr man sich mit sich selbst wohl fühlt, desto besser kann man den Lockdown auch managen“. Außerdem besinnen sich die Menschen, laut Oelert, nun wieder mehr auf die Grundwerte. Viele würden heute so aufwachsen, dass einen schönen Tag haben gleich mit etwas „bombastischem“ wie einem Besuch im Freizeitpark zusammenhängen muss. Doch auch eine einfache Tasse Schokolade und ein guter Film kann glücklich machen. Sich selbst fragen: „Was bringt mein Herz zum Singen?“ und dies dann auch umsetzen. Denn nur so schaffen wir es gesund und glücklich durch den Corona-Winter.  

Von Janine Glormann
Veröffentlicht am 25.11.2020