Waldstadtbrauerei Iserlohn

„Wir wollen eine regionale Brauerei sein, für die Region in und um Iserlohn“

Die Außenansicht der Brauerei. Foto: Svea Rüter
Der Gährkeller. Innerhalb von 5 bis 7 Tagen entsteht hier der Alkohol im Bier. Foto: Svea Rüter
Das Sudhaus. Hier wird Gerstenmalz zu Sud vermahlen und anschließend mit Gewürzen für 8 Stunden vermischt. Foto: Svea Rüter
In der Mühle werden die einzelnen Malze bevor sie in das Sudhauskommen miteinander vermischt. Foto: Svea Rüter
So sieht der Inhalt aus dem Gährkeller aus. Foto: Svea Rüter
Im Ausschankraum herrschen noch Bauarbeiten. Hier können nächstes Jahr aber schon Feiern sattfinden. Foto: Svea Rüter
Schokoladen- und Röstmalz sorgen für die Färbung und die geschmackliche Note im Bier. Foto: Svea Rüter
Der „Stollentroll“ ist eines der Biere aus dem Sortiment. Zu jedem Bier gibt es das passende Logo, welches man überall in der Brauerei finden kann. Foto: Svea Rüter
Das Malz ist fester Bestandteil im Reinheitsgebot. Foto Svea Rüter
Die Filtrierungsanlage filtert das Bier von trüb nach klar. Foto: Svea Rüter
Das Wappen der Waldstadtbrauerei Iserlohn. Foto: Svea Rüter

ISERLOHN. Seit gut einem halben Jahr gibt es in Iserlohn wieder lokal produziertes Bier. Die Planung dafür hat gut ein Jahr gedauert. Im Grüne Tal, wo auch die letzte Brauerei stand, werden nun ein paar Meter weiter wieder drei Sorten lokales Bier produziert.

Von außen wirkt die Brauerei ganz unscheinbar. Lediglich das große Logo an der Fabrikhalle und ein kleines Schild an der Straße weisen darauf hin, dass hier die Waldstadtbrauerei ihren Sitz hat. Beim Betreten der Anlage ist ein lautes Surren zu hören „das ist die Filtrierungsanlage“, erklärt Braumeister Georg Kristan. Zusammen haben er und Ralf Peuckmann die Idee für die kleine Waldstadtbrauerei gehabt. „Ich hatte einen Business Plan von so einer Idee schon sehr lange. Auch als man wieder versuchte die große Brauerei ans Laufen zu bekommen, war ich mit dabei. Als das jedoch nicht klappte, haben Ralf und ich an meinem Plan gearbeitet.“, erklärt der Braumeister. Georg Kristan, der gar nicht aus Iserlohn kommt, konnte jedoch mit seiner langjährigen Erfahrung als Braumeister punkten: „In Iserlohn herrscht ein hoher Bierpatriotismus - hier wird gerne Pils getrunken. Daher wussten wir, dass wir auf jeden Fall Abnehmer für unser Pils haben werden.“

Ein Plan mit Wirkung

Die Planung für die Brauerei startete im Januar 2016. Zuerst mussten die Herren, einen richtigen Standort suchen. Dabei wurde der Fokus auf ganz Iserlohn gelegt. Durch Zufall fanden sie das stillgelegte Sportcenter im Grüne Tal unweit der Brauerei. „Hier haben wir die optimalen Bedingungen. Die alter Iserlohner Brauerei war zu groß, um diese Bewirtschaften zu können. Außerdem wollten wir einen ruhigen Platz haben, der etwas außerhalb liegt. Somit müssen auch weniger Vorlagen eingehalten werden. Mit unserem jetzigen Standort sind wir mehr als zufrieden. Es passt zu uns und der Brauerei.“, erklärt der Inhaber. Die erste Produktion startete im Mai 2017, damals noch mit Leihanlagen, weil die Lieferung der eigenen Anlage noch dauerte. Trotzdem waren sie Ende Juni, als der erste Verkauf des eigenen Bieres erfolgte ausverkauft. Seit Juli wird jedoch mit der eigenen Anlage produziert.

Die Philosophie der Braumeister

Wie alle anderen Brauereien auch, muss sich Braumeister Georg Kristan an das Reinheitsgebot halten. Das heißt, jedes Bier muss aus den Grundzutaten Malz, Hopf, Hefe und Wasser bestehen. Im Gegensatz zu den großen Industriebrauereien, die meistens Hopfenextrakte und Syrup zum Färben der Biere benutzen, benutzt die Waldstadtbrauerei Hopfenpulver. Das Hopfenpulver entsteht aus dem gemahlenen Hopfen, von dem lediglich die Stängel entfernt werden. Zum Färben setzt die Waldstadtbrauerei auf Malze, so werden zum Beispiel Karamalz und Röstmalz zum dunkleren Färben der Biere verwendet. Dadurch, dass die Brauerei auf einen handwerklichen Betrieb setzt, dauert die Zeit von der Produktion bis zum Verkauf auch länger - insgesamt 5 Wochen. Der Produktionsablauf ist dabei mit den Industriebrauereien gleich, lediglich die Lagerzeit der Biere macht den Unterschied. „Die Prozesse des Brauens sind in allen Brauereien gleich. Jedoch hat jedes Bier eine andere Lagerzeit, damit sich die Aromen entfalten können. Dadurch, dass wir unser Bier länger lagern, können wir auch erst nach zwei Wochen in den Verkauf gehen. Die Industriebrauereien verkaufen ihr Bier aber bereits nach drei Wochen.“ Pro Woche wird in der Waldstadtbrauerei immer nur eine Sorte gebraut, das ist auf Grund der Kapazitäten auch nicht anders möglich, aber auch so gewollt. „Wir wollen keine Konkurrenz zu den großen Industriebrauereien sein, sondern setzen auf handwerkliche, regionale Qualität.“, so die Inhaber. Die Abfüllung erfolgt in Kooperation mit der Westheimer-Brauerei, in Marsberg, im Hochsauerland. „Das ist am Anfang einfacher und auch wirtschaftlicher für uns.“ Insgesamt werden in der Waldtstadtbrauerei drei Sorten gebraut: Das ´Waldstadt Pils´, ist ein klassisches untergäriges Pils, wie es gerne in der Region um Iserlohn getrunken wird. Geschmacklich ist es Hopfen und Malz betont. Der ´Drahtzieher´ ist ein nicht zu bittriges, mildes Malzbier. Es ist rötlich in der Farbe und geschmacklich an den klassischen Wienerbiertyp angelegt. Als letztes gibt es den ´Stollentroll´, welches ein dunkles, sehr malzbetontes Bier ist. Geschmacklich wurde es mit gerösteten Backpflaumen und Schokolade verfeinert. Es ist vergleichbar mit dem London Porter. Die Namensgebung der Biere, soll die Verbindung zu Iserlohn zeigen. Der Stollentroll wird aber auch erst seit diesen Oktober angeboten. „Dunkelbiere verkaufen sich besser in der kalten, dunklen Jahreszeit“, so der Bierexperte. Eine Marktanalyse oder Ähnliches wurde nicht durchgeführt. „Wir sind einfach davon ausgegangen, was mögen die Leute und haben uns da auf unsere Erfahrungswerte verlassen“, so Georg Kristan. Die Braumeister und ihr Team, welches aus zwei Angestellten, einem Brauer und einem Betriebsmeister besteht, wollen einfach experimentieren und schauen, wie die einzelnen Sorten beim Kunden ankommen. Im Moment schafft die Brauerei eine Kapazität von 3.000 Hektoliter im Jahr. Die Braumeister sehen jedoch noch Ausbaubedarf.

Ganz ohne Marketing zum Erfolg

Die Biere sind in vielen Supermärkten und Getränkeläden in Iserlohn und Umgebung erhältlich. Das Marketing der Brauerei war hauptsächlich Mund-zu-Mund Propaganda. „Da wir noch nicht lange am Markt sind, haben wir das Budget dafür nicht. Wir wollen Schritt für Schritt an dem Erfolg der Brauerei arbeiten.“, erklärt Ralf Peuckmann. Trotz der bislang ausstehenden Marketing-Projekte steigt die Nachfrage des lokalen Bieres stetig. „Die Berichterstattungen in den Medien, wie dem IKZ und Radio MK haben uns zu unserer Bekanntheit verholfen.“ Sogar in Schwerte verkaufen zwei Getränkeläden das Bier aus Iserlohn. Für nächstes Jahr haben Peuckmann und Kristan aber schon einiges geplant, um ihre Brauerei bekannter zu machen. So soll das Sortiment um Sommer- und Spezialbiere erweitert werden. Außerdem arbeiten die Herren im Moment an der Inneneinrichtung der Brauerei, damit nächstes Jahr im Ausschankraum Bier verzehrt werden kann oder dort kleine Feiern sattfinden können. Des Weiteren ist ein Bier-Festival mit anderen kleinen Handwerksbrauereien in Planung.

Von Svea Rüter
Veröffentlicht am 03.12.2017