Deutschland dreht sich zum Titel

Auch dank einer überzeugenden Kür von Jenny Hoffmann wurden die deutschen Rhönradturner Weltmeister im eigenen Land. Foto: Thorsten Streber

Arnsberg. 135 Sportler aus 16 Nationen: Internationales Flair herrschte an diesem Wochenende in Arnsberg, wo die Rhönrad-WM ausgetragen wurde. Die ungewöhnlichen Sportgeräte bestehen aus zwei rund zwei Meter hohen Reifen, die mit Stangen verbunden sind. Beim Mannschaftswettkampf war Deutschland nicht zu schlagen.

Zur Siegerehrung ist die Stimmung in der Rundturnhalle in Arnsberg an ihrem Höhepunkt angelangt. Die Fans auf den Tribünen kreischen, klatschen und wedeln mit den Nationalflaggen, aus dem Schweizer Block sind sogar Kuhglocken zu hören. Die Rhönrad-Weltmeisterschaft 2011 in Arnsberg entwickelte sich zu einem Sommermärchen im Miniatur-Format.

„Das ist alles total spannend und interessant“, jubelten Simone Gerdes und Franziska Bierbaum bereits vor dem Wettkampf. Während vor der Halle, direkt am Ufer der Ruhr, die „Oranjes“ aus den Niederlanden mit weitgereisten Japanern und komplett in schwarz-rot-gold gehüllten Deutschen feierten, saßen die beiden Freundinnen bereits drinnen und beobachteten die Sportler beim Training.

Die beiden 14-Jährigen sind selber Rhönrad-Turnerinnen und freuen sich, dass mit dem TV Arnsberg ihr eigener Verein die Titelkämpfe ausrichten darf. „Wir haben schon so viele neue Sachen gesehen“, berichten die beiden. „Das werden wir in den kommenden Wochen alles auch mal ausprobieren.“

Turnier ist Herausforderung und großes Fest zugleich

Das Turnier ist für den Verein eine große Herausforderung, gleichzeitig aber auch ein großes Fest. Vor der Halle, wo in einer langen Reihe die Flaggen aller teilnehmenden Nationen gehisst sind, herrscht eine Stimmung, die man sonst von großen Volksfesten kennt. „Alle verstehen sich, es ist wie eine große Familie“, beschreibt der Arnsberger Peter Jakobi, der schon 2007 in Salzburg WM-Erfahrung sammeln durfte.

Als der Mannschaftswettbewerb schließlich beginnt, wird die Halle mit 500 Zuschauern zum ersten Mal zu einem wahren Hexenkessel. Deutschland geht als Favorit in den Wettkampf, denn der Titelverteidiger lag bereits in der Qualifikation mit rund fünf Punkten Vorsprung an der Spitze.

Die erste Disziplin des Abends war der Sprung. Dabei bringen die Athleten das Rhönrad in Schwung und springen dann zügig heraus. Nun laufen sie hinter dem Rad her und springen hinauf, bis sie in über zwei Metern Höhe auf den beiden Ringen stehen bleiben. Mit teils halsbrecherischen Überschlägen, Schrauben und Salti folgt der spektakuläre Abgang. Wie bei jeder Disziplin bewertet die sieben-köpfige Jury dann neben der Ausführung auch die Schwierigkeit der gewählten Übung.

Beim Spiraleturnen liegt das Rhönrad auf einem der beiden Ringe und wird nur durch Körperkraft zum Kippeln gebracht. Die Turner beweisen eine erstklassige Körperspannung, teilweise halten sie sich nur noch mit einer Hand und einem Fuß am Rad fest. Während der Übung ist es in der Halle völlig still, erst wenn die Choreografie gelungen ist, erlöst sich die Spannung in lautem Jubel.

Artistische Einlagen im rollenden Rhönrad 

Bei der dritten Disziplin, dem Geradeturnen, kommt Simone Gerdes und Franziska Bierbaum eine wichtige Aufgabe zu. Die Nachwuchs-Turnerinnen müssen beobachten, ob die Athleten innerhalb der vorgegebenen Markierung bleiben. Denn das Rhönrad darf beim Geradeturnen eine eingezeichnete Spur nicht verlassen. Während es mal in die eine und mal in die andere Richtung rollt, vollführen die Turner im Rad teils artistische Einlagen.

Die deutsche Mannschaft mit Christoph Clausen und Robert Maaser (beide Sprung), Kathrin Schad und Svenja Trepte (Spirale) sowie Jenny Hoffmann und Laura Stullich (beide Geradeturnen) war dabei mit 53,65 Punkten nicht zu schlagen. Silber gewann die Niederlande (49,35) vor Japan (47,65).

Am Samstag ging die Weltmeisterschaft in Arnsberg mit dem Einzelfinale zu Ende. Die nächsten Titelkämpfe werden 2013 in Chicago und damit erstmals außerhalb Europas stattfinden. Für Team Deutschland ist das Ziel dann klar: Titelverteidigung.

Von Thorsten Streber
Veröffentlicht am 05.06.2011