Basketball

Grothe: „Im Basketball gibt es nur Gewinnen oder Verlieren“

Matthias Grothe, der Trainer der Iserlohn Kangaroos, spricht im Interview über die bisherige Saison.

ISERLOHN. Maerkzettel traf Matthias Grothe, Trainer der Iserlohn Kangaroos. Das Spiel und die damit verbundenen Strapazen gegen Wolfenbüttel stecken noch in den Knochen. Dafür war der Trainer aber durchaus zufrieden. Erfreut über die bisherige Leistung, sieht er aber auch noch Verbesserungspotenzial. Einer der dabei helfen soll, ist Sommerneuzugang Terell Harris, über den Grothe in höchsten Tönen spricht.

Maerkzettel: Nach fünf Heimspielen haben Sie noch kein Spiel verloren, das ist eine sehr gute Statistik. Woran liegt es, dass man dann aus drei Auswärtsfahrten keinen Sieg mitnehmen konnte?

Matthias Grothe: Wenn ich das wüsste, würde ich es direkt sagen. Sport ist oft komplexer, als man denkt. Die Mannschaften in der Liga machen den Eindruck, als wollten sie nur Zuhause gewinnen. Selbst andere Topteams haben in der eigenen Halle eine zu null Bilanz, geben aber auswärts ebenfalls kein gutes Bild ab. Woran das im Endeffekt wirklich festzumachen ist, ist schwer zu sagen. Beim Spiel in Artland war uns von vornherein klar, dass das eine schwere Aufgabe wird und wir unseren besten Basketball spielen müssen, um zu gewinnen. Ärgerlich sind dann schon eher Spiele wie die auf Schalke oder gegen Bochum. Letztere haben bis zum Schluss gekämpft und wir waren darauf einfach nicht richtig eingestellt. Was schlussendlich am meisten wehtut, ist die Niederlage auf Schalke, den Sieg hatten wir eigentlich schon in der Tasche. Wir führen mit 15 Punkten, und hören dann auf Basketball zu spielen, am Ende verliert man 66 zu 70. Wie Sie also sehen, hat jedes Spiel eine eigene Geschichte. Im Moment stehen wir erst bei drei Auswärtsniederlagen, und mehr sollen es auch nicht werden. Im nächsten Spiel gegen Bernau haben wir erneut die Chance, es besser zu machen, und darauf setzen wir. Schlussendlich kann es nicht sein, dass wir noch ohne Auswärtssieg dastehen.

Das letzte Heimspiel gegen Wolfenbüttel wurde nur durch einen Geniestreich von Ihnen gewonnen, was war da los?

Im Basketball gibt es, anders als im Fußball, nur Gewinnen oder Verlieren. Es war von Anfang an ein komisches Spiel. Gegen die physische Verteidigung der Wolfenbütteler haben wir uns lange schwer getan, auch deswegen war es am Samstag bis zur letzten Sekunde spannend. Zum Glück hat Terell Harris genau in dieser Sekunde die richtige Entscheidung getroffen und das Ding rein gemacht. Mit 30 Punkten hat Terell ein sehr gutes Spiel gemacht, und dadurch hat er es komplett gerockt. Am Ende war es nicht nur meine Entscheidung, dass er den Ball bekommt, sondern die der gesamten Mannschaft. Solche Sachen müssen sich in einer Saison immer erst einpendeln. Jetzt ist das Vertrauen da, und deswegen hat es noch mit dem Sieg geklappt. Von nun an wissen wir, was wir in Zukunft zu tun haben: Gebt Terell den Ball, sucht euch eure Lücken und gewinnt die Spiele.

Daraus lässt sich schließen, dass Terell Harris mittlerweile richtig angekommen ist?

Ja, auf jeden Fall. Es war von Anfang an klar, dass wir uns in dieser Saison als Mannschaft anders aufstellen. Dadurch, dass wir keine Doppellizenz mehr haben, wollten wir unbedingt spielstärkere Amerikaner haben. Wichtig war dabei auch, dass wir jemanden verpflichten, der in knappen Spielen den Unterschied machen kann, und genau so jemanden haben wir mit Terell gefunden. Spieler, wie zum Beispiel Thomas Reuter, haben in dieser Saison enorm dadurch profitiert, dass sich mehr Räume ergeben. Falls Terell beim nächsten Mal gedoppelt wird, macht Thomas dann einfach die entscheidenden Punkte. Am Ende des Tages ist es auch egal, wer das Spiel entscheidet, hauptsache wir haben am Ende des Spiels mehr Punkte als der Gegner. Der große Trumpf, den wir in dieser Saison haben, ist, dass wir in der Breite enorm stark aufgestellt sind.

Wie schätzen Sie die bisherige Saison ein?

Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, aber die drei verlorenen Auswärtsspiele sind mir ein Dorn im Auge. Vor allem die Spiele gegen Schalke und Bochum stoßen mir auf. Abgesehen von den beiden Ergebnissen, bin ich aber auch mit der Entwicklung des Teams sehr glücklich. Wichtig werden dieses Jahr die Playoffs, da müssen wir anders auftreten, als in der vergangenen Saison. Bisher sind wir auf einem sehr guten Weg.

Denkt man da schon an den ganz großen Coup, sprich den Aufstieg?

Da wir noch im November sind, müssen wir darüber noch nicht sprechen. In den letzten Jahren haben wir schmerzhaft festgestellt, dass die Playoffs noch mal eine Art extra Saison sind, deswegen müssen wir unsere Entwicklung bis März weitergehen. Um dort erfolgreich zu sein, muss man dann noch eine Schippe drauflegen. Anders als in den letzten Jahren spielen wir bisher noch nicht in jedem Spiel am Anschlag und sparen teils unsere Kräfte. Ab März müssen wir dann alle Reserven abrufen und noch mehr rauskitzeln. Das ist natürlich gefährlich, man darf in dieser Liga auf keinen Fall vergessen, seine Hausaufgaben zu machen, das haben wir bisher aber auch nicht gemacht. Wir werden sicherlich auch Zuhause noch ein Spiel verlieren, dafür müssen wir von nun an aber auswärts durchstarten. Mit Bernau und Itzehoe kommen jetzt zwei schwere Auswärtsspiele und da müssen wir direkt anfangen, es besser zu machen.

Von Tim Janssen
Veröffentlicht am 20.11.2016