DUELL DER WOCHE

Bücher lesen vs. Filme schauen

Ist die Welt der Bücher der wahre Ort der Phantasie oder sind Filme schlicht und einfach die besseren Bücher? | Bild: Pixabay

Das gute alte Buch oder doch der neue 3D-Film? Diese Frage hat bestimmt schon viele Freundschaften auf die Probe gestellt, denn es gibt große Fans auf beiden Seiten. Im Duell der Woche kommentieren unsere Redakteure Viola und Manuel.

Die fast vergessene Welt der Bücher
Von Viola Schütz

Seit dem Jahr 1995 findet jährlich am 23. April der Welttag des Buches und des Urheberrechtes statt. Der Weltbuchtag wurde von der UNESCO eingerichtet und gedenkt dem Lesen, dem geschriebenen Wort und den Rechten der Autoren. Filme unterdrücken die Fantasie – oder nicht? Kommentar.

Stupide auf das Bewegbild schauen, sich berieseln lassen von einer zweitklassigen Serie – das ist der einfachste Weg, um dem stressigen Alltag zu entfliehen. In Zeiten des Fernsehens, Netflix, Amazon Prime und Sky greift kaum noch einer zu dem guten alten Buch. Die Inhalte sind oft zweitrangig. Bei dem großen Angebot an Filmen und Serien dauert es oft Stunden, um die vermeintlich besten Sendungen herauszusuchen. Basierend auf dem Trailer treffen viele Menschen eine übereilte Entscheidung. Hinterher stellen sie dann fest, dass das Ausgewählte den eigenen Erwartungen nicht gerecht geworden ist. Die Filmhighlights – alle schon im Trailer gesehen. Die wertvolle Zeit ist verschwendet. Übrig bleibt oft lediglich ein Kommentar bei Google oder zu den Freunden, wie schlecht der Film gewesen ist.

Die Alternative ist für viele in Vergessenheit geraten: Das gute alte Buch. Sich einfach in fremde Welten oder an ferne Orte zaubern und sich vollkommen in dem Geschriebenen zu verlieren. Um zu lesen braucht es keine Internetverbindung, keinen Flatscreen oder gar einen Stromanschluss: lediglich ein Buch und viel Fantasie sind für das Abendteuer die Voraussetzung. 

Oft werden Lesende belächelt: „Wie kannst du nur die ganze Zeit lesen“ – welcher Leser kennt diesen Satz nicht? Die Leser fühlen sich von diesen Worten nicht angegriffen –  für ihren Gegenüber empfinden sie lediglich Mitleid, denn ihnen fehlt die Fantasie.

Lesende können selbst entscheiden, wohin die Reise geht. Die Genres sind breit gefächert und dank der kurzen Zusammenfassung auf dem Buchrücken, können die Leser den Inhalt erahnen, wissen aber nicht genau, in welche Richtung sie der Autor führen möchte. Im Gegensatz zu der Filmauswahl verwenden die Leser häufig mehr Zeit, sich für ein Buch zu entscheiden. Eine falsche oder übereilte Wahl, wäre in dem Fall wie ein schlechter Urlaub. Deshalb ist es wichtig, sich genau zu überlegen wohin die Reise geht, denn der Leser verbringt mehrere Abende mit dem Buch, anstatt wenige Stunden mit einem schlechten Film.

Menschen, die das Lesen lieben, müssen nicht im Haus hocken, um von der Flimmerkiste unterhalten zu werden. Im Park, in der Hängematte im Garten oder im Freibad – einfach die Sonnenbrille aufsetzen, sich zurücklehnen und Zeile für Zeile die Geschichten in sich aufsaugen. Die langen Zugfahrten vergehen mit einem guten Buch wie im Fluge und der stressige Alltag gerät in Vergessenheit.

Den Alltag vergessen und sich in die verschiedensten Protagonisten hineinversetzen – eine Fantasiereise und ein unvergessliches Abenteuer erleben: Diese Möglichkeiten verschaffen uns die Bücher. Auch der deutsche Dichter Heinrich Heine lehrte uns bereits in längst vergangene Zeit: „Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste“. Also, ihr lieben Flimmerkastenabhängigen – schnappt euch ein spannendes Buch, legt und in die Sonne und taucht ab in die fast vergessenen Welten der Bücher. 

Der Film ist das bessere Buch
Von Manuel Montefalcone

Schon in Zeiten der ersten Stummfilme kochte eine hitzige Diskussion auf, die auch noch Jahrhunderte später die Geister scheidet. So fragten sich bestimmt auch Fans von Charlie Chaplin damals: „Das Buch oder der Film?“ Eine Frage, die reichlich Stoff zum Streiten bietet und bestimmt schon den ein oder anderen Zoff provoziert hat. Dabei nehmen uns fortgeschrittenste Filmtechnik und bildgewaltige Darstellungen auf modernen Endgeräten diese Frage doch eigentlich ab. Ein Kommentar.

Habt auch ihr diesen einen Experten im Freundeskreis, der ständig nörgelt: „Der Film war aber viel schlechter als das Buch! Die haben voll viel ausgelassen! Außerdem ist nicht alles genau wie im Buch...“? Dabei sollten wir aus Respekt zu den großen Filmstudios dieser Welt so eine Diskussion doch gar nicht führen. Wie sollen wir die Machart eines Blockbusters beurteilen, wenn uns das Verständnis von millionenschweren  Filmproduktionen fehlt? 

Beim Buch ist es so: Du liest über 10 Seiten das, was du auch innerhalb einer Minute auf der Leinwand mit Hilfe fortschrittlichster Technik sehen kannst. Warum soll mir über dutzende Seiten hinweg beschrieben werden, wie Harry Potter Voldemort mit einem gekonnten Zauberspruch platt macht, wenn ich das auch in weniger Zeit und dafür sogar viel eindrucksvoller erfahren kann? Die Funken des Zaubers, die mir dank 3D-Technik förmlich ins Gesicht sprühen, die Mimik Voldemorts, die mich dank 4k-Bildformat in ultra-hochauflösend erschaudern lässt oder der Dolby Atmos Surround Sound, der mir das Gefühl gibt, mittendrin in der magischen Schlacht zu sein – so etwas kann mir kein Buch der Welt bieten! Das sind nur ein paar Beispiele der Technik, dank der das Lesen eines Buches wie das Tippen auf einer Schreibmaschine wirkt – einfach nicht mehr zeitgemäß und längst überholt.

Wer hat überhaupt die Zeit, ständig ein anderes Buch zu lesen und sich immer wieder wochenlang eine neue Geschichte zu Gemüte zu führen? Erst nach über tausend Seiten und hundert Lesestunden zu erfahren, dass Voldemort Harry Potter letztendlich gar nicht töten wird und im 6. Buch und beim 60. Versuch selbst draufgeht. Das ist doch etwas albern und riecht nach Zeitverschwendung. Wer genug vom Luxusgut „Zeit“ hat, kann ja gerne ein Buch lesen. Ich würde auch auf einer Schreibmaschine tippen. Macht bestimmt auch Spaß und fühlt sich cool an. Doch am Laptop geht es halt schneller und macht auch noch viel mehr Spaß – dank modernster Technik. Der Laptop ist eben die bessere Schreibmaschine. So ist der Film das bessere Buch. 

Veröffentlicht am 26.04.2019

Manuel Montefalcone

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