Duell der Woche

Corona-Krise: Vorratskäufe unsinnig oder etwa doch nicht?

Toilettenpapier? Ausverkauft! Quelle: Pixabay

Der Coronavirus löst Hamsterkäufe aus – Toilettenpapier ist heiß begehrt. Leere Regale, dafür volle Einkaufswagen. Der Virus verbreitet sich rasant und manche Menschen reagieren bereits mit "Hamsterkäufen". Doch wie sinnvoll ist das "Hamstern" eigentlich? Zwei Redakteure zeigen euch die Pro und Kontra Seiten.

Hamstern ist ansteckend und unsolidarisch
Von Michelle Reichelt

Kiloweise Nudeln, Mehl und Toilettenpapier. Viele Deutsche verhalten sich derzeit, als gäbe es bald eine Hungersnot. Wie absurd ist das?Doch Schluss mit der Panik und Zeit für rationale Argumente.  

Die Deutschen Supermärkte sind momentan, inmitten der Corona-Krise, wie leergefegt. Schuld daran sind Panikkäufe und das sogenannte “Hamstern” - also Produkte auf Vorrat kaufen. Wer Menschen mit fünf Packungen Toilettenpapier im Einkaufswagen sieht, kann nur noch den Kopf schütteln. Doch warum “hamstern” die Leute eigentlich? Meine Vermutung ist, dass sie dadurch das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit erlangen wollen. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wusste schon Urgroßmutter. Aber die wusste auch, dass Klopapier nicht überlebensnotwendig ist. Weder in Kriegszeiten noch im Fall einer Quarantäne.  

#hamstern  

Jeder Einkäufer wird zurzeit mit leeren Regalen konfrontiert. Im Netz, speziell auf Instagram, bekommt man sogar den Eindruck, ganz Deutschland kaufe panisch alle Supermärkte leer. Bilder von “Hamsterkäufen” fluten die sozialen Netzwerke, viele davon machen sich sogar darüber lustig. Letztendlich überkommt uns ein Gefühl von Panik und regt zur Nachahmung an. Ich meine damit nicht, dass mich dieses Gefühl überkommt. Noch habe ich ein paar Rollen Toilettenpapier und habe auch nicht vor, welche zu bunkern. Doch damit gehöre ich scheinbar zu einer Minderheit, die versteht, wie ernst die Lage ist. Im Normalfall gibt es alle wichtigen Artikel im Geschäft um die Ecke. Frische Ware ist in der Regel immer da. Auch Medikamente sind in der Apotheke verfügbar oder schnell lieferbar.   

Zu Lasten der Mitarbeiter  

Die Angestellten in den Supermärkten arbeiten an ihrer Belastungsgrenze. Auch sie stehen unter psychischem Stress und können letztlich auch am Corona-Virus erkranken. Wir brauchen unsere Supermarktverkäufer in den nächsten Wochen und Monaten noch. Also sollte man ihnen wenigstens die Diskussionen an der Kasse darüber ersparen, warum es unbedingt zwanzig Nudelpackungen sein müssen. Oder einem selbst einfach mal die Idee kommt, den geforderten Abstand einzuhalten.  

Hamsteritis  

Panische “Hamsterkäufe” beeinflusst die Wirtschaft. Das Toilettenpapier ist vergriffen, sogar das Corona-Bier schreibt rote Zahlen. Nach Umfragen aus Amerika zufolge, sollen die Menschen Angst haben das Light-Bier zu kaufen. Die Wirtschaft fürchtet sich vor der Zeit nach Corona und das völlig zurecht. Denn wenn es endet – und das wird es – wird eine Zeit der großen Flaute kommen. Welche wirtschaftlich betrachtet, nach Ansicht vieler Experten, sehr schädlich sein wird.  Die “Hamsterkäufer” werden Wochen oder gar monatelang ihre gehorteten Vorräte verbrauchen. Schließlich isst wegen der Corona-Krise ja niemand plötzlich viel mehr Nudeln oder benutzt mehr Klopapier.  Natürlich ist es niemals verkehrt, Vorräte im Haus zu haben, vor allem wenn man tatsächlich für vierzehn Tage in Quarantäne muss. “Hamsterkäufe” sollten aber vermieden werden! 

Hamsterkäufe sind nachvollziehbar und die Entscheidung des Einzelnen
Von Mats Kittner

Klopapier und Hamster. Zwei Wörter, welche in den letzten Wochen für etliche negative Schlagzeilen sorgten. Wir Deutschen seien naiv und würden es mit der Panik so richtig übertreiben. Momentan gibt es noch genügend Menschen, die sich über die "Hamsterer" lustig machen. Doch sind Menschen, die sich Vorräte besorgen, im Ernstfall nicht die Klügeren?

Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Deutschland ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts auf 36.508 gestiegen. Die Zahl der Toten stieg von 149 auf 198 (Stand: 26. März 2020). Die Zahlen steigen drastisch. Wie hoch die Infektionszahl sein, wie lange die Krise noch anhalten und in welche Richtung es sich wirtschaftlich entwickeln wird, ist noch unklar. Die Tatsache das die Regierung noch keine Gewissheit hat, wie lange die Corona Krise weiter geht bereitet vielen Menschen große Sorgen. Aus dem Grund versuchen sich Haushalte durch das Einkaufen von Vorräten für die Zukunft abzusichern. Die Menschen brauchen in Zeiten der Angst ein Gefühl von Sicherheit. In einem freien Land wie Deutschland ist und sollte es jedem selbst überlassen sein, wie und mit welchem Mitteln er sich gegen eine weltweit tödliche Pandemie wappnet. Im Ernstfall heißt es: "Jeder" für sich. 

Personen die über "Hamsterer" urteilen, haben den Ernst der Lage nicht begriffen. Die von der Bundesregierung beschlossene Ausgangsbeschränkung kann sich innerhalb weniger Tage in eine totale Ausgangssperre umwandeln. Ein Blick nach Italien reicht, um zu verdeutlichen, dass unser Einkaufsverhalten sich in den nächsten Wochen stark einschränken wird. 

Spontane Supermarkt-Einkäufe könnten daraufhin untersagt werden.

Hamstern für die eigene Sicherheit

Wer sich Vorräte für mehrere Tage nach Hause holt, ist für den Ernstfall gerüstet. Zwar mag man dafür einige Lacher ernten und vielleicht tritt der Ernstfall auch gar nicht ein, doch warum sollten Menschen nicht auf der sicheren Seite leben, wenn es möglich ist? Insbesondere wenn man sich selbst sicherer fühlt, spricht nichts dagegen, einige Vorräte zu kaufen. Lebensmittel wie Konservendosen oder Nudeln werden ja nicht schlecht, diese Lebensmittel sind immer noch später genießbar.

Wenn die Menschen nicht aufhören "Hamsterer" zu verurteilen und als naive Panikmacher zu beschimpfen ist eines sicher: Die Haustüren von "Hamsterern" bleiben bei einer länderübergreifenden Lebensmittelknappheit für "Nicht-Hamsterer" geschlossen. 

Veröffentlicht am 28.03.2020

Michelle Reichelt

  • Über mich
  • Meine Artikel

Mats Kittner

  • Über mich
  • Meine Artikel