BVB Elferheld Eike Bansen

„Das war das absolute Highlight“

BVB ist Deutscher Meister A-Junioren 2017. Foto: Julia Schuchardt
BVB ist Deutscher Meister A-Junioren 2017. Foto: Julia Schuchardt
BVB ist Deutscher Meister A-Junioren 2017. Foto: Julia Schuchardt

DORTMUND. Borussia Dortmunds U19 schlug den FC Bayern München im Finale um die U19-Meisterschaft mit 8:7 (0:0) im Elfmeterschießen. Torwart Eike Bansen im Interview über seinen Werdegang beim BVB, den Titel Deutscher Meister U19 als Highlight seiner bisherigen Karriere und seine Perspektiven für die Zukunft.

Maerkzettel: Mit nun 19 Jahren spielst du schon einige Jahre bei Borussia Dortmund. Wie kommt man als Torwart aus dem kleinen Dorf Voßwinkel mit knapp 2.500 Einwohnern zum BVB?

Eike Bansen: Im Jahr 2009 wurde in Voßwinkel der Kunstrasenplatz eröffnet. Da war Borussia Dortmund zu Gast mit ihrer damaligen U11-Mannschaft. Ich habe dann bei der Mannschaft von Voßwinkel im Tor gestanden. Wir haben zwar 11:0 verloren, aber die Trainer vom BVB sind trotzdem auf mich aufmerksam geworden. Ich durfte dann einige Male zum Probetraining erscheinen und wurde insgesamt über ein Jahr lang beobachtet. Ich war dann ab Dezember 2009 Gastspieler in der U12 des BVB. Danach ging es weiter, und seit 2010 bin ich nun festes Mitglied bei Borussia Dortmund.

Maerkzettel: Wie kann man sich deine Trainingstage beim BVB vorstellen?

Eike Bansen: Es wird jeden Tag trainiert, teilweise auch zweimal. In der letzten Saison war immer dienstags unser freier Tag. Ich mache oft ein Individualtraining im athletischen Bereich, oder eben torwartspezifische Übungen. So kann ich mich immer weiterentwickeln.

Maerkzettel: Ist es nach wie vor möglich, dass du in deinem Heimatort Voßwinkel wohnen kannst, oder ist das aufgrund des zeitintensiven Trainings nicht möglich?

Eike Bansen: Mir war es immer wichtig, erstmal hier in meinem gewohntem Umfeld zu bleiben. Ich fahre also jeden Tag mit dem Auto nach Dortmund. Da wir ja auch häufig zweimal am Tag trainieren, bleibt da nicht viel Freizeit übrig. Deshalb überlege ich, mir in Zukunft eventuell eine Wohnung in Dortmund zu nehmen.

Maerkzettel: War es möglich, in dieser zeitraubenden Zeit einen Schulabschluss zu machen?

Eike Bansen: Da Fußballspielen keine so sichere Zukunft ist, war es mir vor allem wichtig, mein Abitur zu machen. Natürlich sieht man immer die Idealfälle, wie die Dortmund- und Bayernprofis, die ihre Millionen verdienen. Aber es gibt im Hintergrund genügend Spieler, die das eben nicht schaffen und vielleicht dann kein Abitur gemacht haben und so ihre Schwierigkeiten bekommen. Das wollte ich einfach vermeiden.

Maerkzettel: Bleibt neben dem Training noch Zeit, sich weiterzubilden, sei es durch ein Studium oder eine Ausbildung?

Eike Bansen: Im letzten Jahr habe ich mich in Dortmund weitergebildet. Habe dort Englisch- und Spanischunterreicht bekommen und verschiedene Kurse besucht, wie zum Beispiel Finanzberatung. Das wurde alles vom BVB angeboten, war eine richtig gute Sache. Und ab dem nächstem Jahr möchte ich mit verschiedenen Praktika weitermachen. Da möchte ich die Zeit einfach nutzen, um für mich auch Alternativen zu finden. Ich bin aber nach wie vor absolut zufrieden bei dem BVB.

Maerkzettel: Das sind schon sieben Jahre die du beim BVB spielst und wodurch du auch immer wieder in der Presse stehst. Besonders in den letzten Tagen. Vor einer Rekordkulisse von mehr als 30.000 Zuschauern im Dortmunder Signal Iduna Park am 22. Mai standet ihr im Finale der U19-Meisterschaft gegen den FC Bayern München. Kannst du in Worte fassen, wie dieses Gefühl war, vor so einer Kulisse zu spielen?

Eike Bansen: Das war natürlich der Wahnsinn. Man hat sich auch vorher schon mal mit den Trainern darüber unterhalten, aber man konnte sich im Endeffekt trotzdem nicht genau darauf einstellen. Als ich dann zum Warmmachen aufgelaufen bin, war das Gänsehaut pur, das hat im ganzen Körper gekribbelt. Das war dann während des gesamten Spiels genauso. Es war einfach einzigartig.

Maerkzettel: Es war ja ein sehr spannendes Spiel. Bis zur 90. Minute stand es 0:0 und auch nach der Verlängerung sah das nicht anders aus. Somit hieß es Elfmeterschießen, bei dem der Torwart mit die Hauptrolle spielt. Was ging dir in diesen entscheidenden Minuten durch den Kopf?

Eike Bansen: Um ehrlich zu sein, ging mir da gar nicht mal so viel durch den Kopf. Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren, wie die schießen. Man versucht sich einfach im Tor groß zu machen und den Gegenspieler mit seiner Präsenz einzuschüchtern. Bei dem einen war ich leider nur knapp dran, da habe ich mich ein bisschen geärgert, aber umso schöner, dass ich den danach dann gehalten habe und dass wir damit das Ding gewonnen haben.

Maerkzettel: Bezogen auf deine bisherige Karriere beim BVB, wie bewertest du diese Meisterschaft? Kann man sie als Highlight bezeichnen?

Eike Bansen: Ja, es war das Highlight! Also es gibt sehr, sehr viele schöne Momente, gerade auch in der jetzt abgelaufenen Saison. Aber das war damit einfach das absolute Highlight. Das war ein Teamspirit, den spürt man heute noch- Mit dieser Mannschaft die ganze Saison gespielt zu haben, das macht mich sehr stolz. Definitiv das Highlight.

Maerkzettel: Mit der U19 ist jetzt Schluss. Was kommt danach?

Eike Bansen: In der nächsten Saison komme ich in die U23 hoch. Das ist die zweite Mannschaft, die in der Regionalliga West spielt. Das ist dann wirklich Seniorenfußball, und da versucht man, dann Fuß zu fassen.

Maerkzettel: Man bekommt jetzt vor allem nach dem Finale der U19-Meisterschaft mit, dass Spieler unter Profivertrag genommen werden. So auch Felix Götze vom FC Bayern München. Wie sieht das bei euch in der Mannschaft aus?

Eike Bansen: Felix ist ein alter Mannschaftskollege von mir. Mit dem habe ich schon damals zusammen gespielt, das freut mich natürlich persönlich sehr für ihn. Und klar, das kommt jetzt immer häufiger vor. Je näher man an den Seniorenbereich kommt, desto häufiger kommt es auch mal vor, dass die jungen Talente mit Profiverträgen ausgestattet werden.

Maerkzettel: Wie sieht es mit den Perspektiven für die Zukunft aus?

Eike Bansen: In knapp zwei Wochen geht es erstmal weiter mit der Vorbereitung für die neue Saison. Natürlich möchte ich über die U23 versuchen, irgendwie in den professionellen Bereich zu kommen. Ich freue mich auf die nächsten Jahre, das wird auf jeden Fall sehr spannend. 

Von Julia Schuchardt
Veröffentlicht am 31.05.2017