Jessica Niedergesäß:

„Das Wichtigste beim Reisen ist, dies auch authentisch zu tun“

Jessica Niedergesäß reist viel um die Welt und berichtet davon auf ihrem Reiseblog „Yummy Travel". Foto: Jessica Niedergesäß
Der Vorteil von unbekannten Reisezielen: Man hat manchmal ganze Strände für sich allein, wie hier auf Borneo. Foto Jessica Niedergesäß
Orang-Utans leben im Dschungel auf Borneo. Foto: Jessica Niedergesäß
Auf Borneo nutzt man das Boot um von Dorf zu Dorf zu kommen. Foto: Jessica Niedergesäß
Streetfood-Market: Spar- und Genießer-Tipp Nummer 1 - Sich der lokalen Kultur anpassen und einheimisch Essen gehen. Foto: Jessica Niedergesäß
Die schönsten Orte beim Reisen entdeckt man nur durch Spontanität. Foto: Jessica Niedergesäß

Jessica Niedergesäß ist Vielreiserin und Reisebloggerin. Auf ihrem Reiseblog „Yummy Travel" berichtet die 28-Jährige von ihren Erkundungstouren, dabei versucht sie möglichst günstig besonders weit weg zu kommen, um viel von der Welt zu sehen. Einen Traum, den viele Menschen mit ihr teilen, doch nicht zu realisieren wissen. Maerkzettel hat sie ihre Reisephilosophie und geheimsten Schnäppchen-Tipps verraten.

Maerkzettel: Jessica, wie oft bist du im Jahr unterwegs?

 

Jessica Niedergesäß: Ich bin an sich viel unterwegs und versuche jeden Monat einen Städtetrip zu machen und zwei bis dreimal im Jahr eine Fernreise.

 

Wo warst du dieses Jahr schon alles?

 

Ich war in Malaysia und auf Borneo, Zürich, Österreich, England, habe eine Flusskreuzfahrt durch Frankreich gemacht und einen Road Trip durch Italien. Nächste Woche fliege ich nach Thailand.

 

Wow, das ist wirklich viel. Wie hast du dieses Reisefieber entwickelt?

 

Das hat bei mir nach dem Abitur angefangen. Ich wollte mal rauskommen, die Welt entdecken. Und da habe ich angefangen, einfach mal kreativ zu werden, zumal man als Schüler ja noch nicht so viel Geld zu Verfügung hat.

 

Und was war deine spannendste Reise bisher?

 

Meine spannendste Reise war tatsächlich meine Letzte, Borneo. Das ist eine Insel in Südostasien bei Malaysia. Da war ich dieses Jahr für drei Wochen. Dabei hätte ich vorher nie erwartet, dass es so schön wird.

 

Was hat Borneo für dich so ausgezeichnet?

 

Der Reiz von Borneo war es für mich, wirklich einmal authentisch in den Dschungel zu gehen und zu erleben, wie das dort sein kann. Borneo hat den Vorteil, dass es dort sogar noch Orang-Utans gibt, dort kann man viele Tiere in freier Wildbahn sehen. Das ist eine authentische Art und Weise, sie sind nicht irgendwo eingesperrt in irgendwelchen Camps. Und der Kontakt zu den Einheimischen auf Borneo war einfach super, wir sind viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen. Im Dschungel fahren die Einheimischen mit dem Boot, das ist dort noch die traditionelle Fortbewegungsart, weil es einfach keine Landwege gibt.

 

Und wie bekommt man den Kontakt zu den Einheimischen?

 

Den muss man suchen. Mein Freund und ich haben beispielsweise in Nationalparks übernachtet oder auch viel in Homestays. Da übernachtet man dann wirklich bei Einheimischen und muss sich darauf einlassen. In der Familie, bei der wir in Borneo untergekommen sind, gab es keinen Strom oder fließend Wasser und wir haben Flusswasser getrunken, das uns gefiltert wurde. Das muss man sich natürlich trauen.

 

Was genau sind nun Homestays?

 

Homestays sind quasi wie AirBnB, was von Einheimischen organsiert wird. Man wohnt bei einer Familie, isst mit denen, unternimmt Sachen mit ihnen und wird in das Familienleben integriert. Das ist zum einen gut, um die Kultur kennenzulernen und zum anderen auch gut, um zu sparen, weil man diese ganzen Selbstverständlichkeiten aus Hotels einfach nicht hat.

 

Wie finanzierst du dir das Ganze?

 

Man muss günstig reisen. Ich habe vor allem gelernt, wenn man sich unbekanntere Reiseziele oder auch mal exotischere Reiseziele, die nicht so Mainstream sind und die jeder kennt, aussucht, kann man unheimlich viel Geld sparen. Es lohnt sich flexibel zu bleiben und auch mal Flüge zur frühen oder späteren Uhrzeiten zu nehmen, die Preise zu vergleichen und in der Nebensaison anstelle der Hauptsaison zu reisen. Da kann man richtige Schnäppchen bekommen.

 

Viele Menschen wollen aber gerade die großen Metropolen besichtigen. Du machst ja auch viele Städtetrips, was war da bisher deine günstigste Erfahrung?

 

Das ist schwer pauschal zu beantworten. Die Flüge sind ja zumeist ein fixer Preis bei weiten Reisen. Doch ein wirkliches Schnäppchen war meine Reise nach New York. Ich habe per AirBnB bei einem sehr netten Host in Brooklyn übernachten können. Er hat uns viel empfohlen und echte Geheimtipps gezeigt. So habe ich das authentische New York kennenlernen können und nicht nur das Epizentrum Manhattan.

 

Du sagst, du planst deine Reisen bewusst kostengünstig, doch auch kulturnah. Hat dich diese Art zu Reisen verändert?

 

Ich bin lockerer, spontaner und anpassungsfähiger geworden und sehe nicht mehr nur die Glanzseite von allem und übernachte nicht nur in 5 Sterne Hotels, deswegen kann ich auch gut auf Dinge verzichten und komme eben auch mal ein paar Tag ohne Strom und fließendes Wasser aus. Außerdem übernachte ich lieber in Homestays, reise mit lokalen Fortbewegungsmitten und lerne die neue Kultur kennen. Ich habe diese Art von Reisen lieben gelernt und genieße das Leben.

 

Hättest du dann ein paar praktische Tipps für unsere Leser, worauf sie bei der nächsten Reisplanung achten sollen?

 

Sie sollten längere Reisen einfach mal auf sich zukommen lassen. Meistens buche ich nur die erste Nacht und sehe dann, wohin es mich verschlägt. Dabei müssen das nicht teure Ressorts sein, denn das Wichtigste beim Reisen ist, dies auch authentisch zu tun. Sie sollen sich auf die Kultur einlassen und Kontakt zu dem Einheimischen aufbauen, die haben meistens die besten Empfehlungen. Wer lokal bleibt, die lokalen Verkehrsmittel nutzt und auch einmal lokales Essen wie auf Straßenmärkten probiert, der bezahlt auch die lokalen Preise und nicht die überteuerten Touristenpreise. 

 

Vielen Dank Jessica für deine Tipps.

 

Mehr Reisetipps von Jessica gibt es im Live-Interview unserer letzten Querformatsendung in der Mediathek von NRWision.

 

 

 

Von Désiree Sophie Schneider
Veröffentlicht am 10.11.2017