Ein Abend bei „Festi Ramazan“ in Dortmund

Festi Ramazan am Tag der Eröffnung. Foto: Cavit Bican
Türkisches Eis aus der Stadt Maras. Foto: Cavit Bican
Traditionelle Osmanische Figuren. Foto: Cavit Bican
Traditionelle Osmanische Figuren. Foto: Cavit Bican
Typisch türkische Fleischspezialität „Adana Kebab". Foto: Cavit Bican
Fische auf dem Grill. Foto: Cavit Bican
Shisha-Cafe bei Festi Ramazan. Foto: Cavit Bican
Türkische Schwarztee. Foto: Cavit Bican
Mandeln überzogen mit Zuckersirup. Foto: Cavit Bican
Maerkzettel-Redakteur Cavit, testet süße Spezialitäten aus Teig mit Nutella. Foto: Cavit Bican

DORTMUND. Das „Festi Ramazan“, die größte Ramadan-Veranstaltung in Europa, wird in diesem Jahr zum 8. Mal ausgerichtet. Hunderttausende von Menschen besuchen jedes Jahr die Veranstaltung. MAERKZETTEL war dieses Jahr auch da und ist bei vielfältigen Angebot von Essen und Unterhaltung fast umgekippt.

„Wir sind glücklich darüber, dass Festi Ramazan jetzt endlich wieder gestartet hat. Es war für mich sehr wichtig, dass wir der Öffentlichkeit endlich zeigen können, dass die Fastenzeit und der Ramadan für uns Muslime sehr wichtig sind“, so der Veranstalter von Festi Ramazan Fatih Ilhan. Er selber ist in der Türkei geboren und hat dort den muslimischen Alltag miterlebt. Mit sieben Jahren ist er dann mit seinen Eltern und vier kleinere Geschwister nach Deutschland umgezogen. „Außerdem wollte ich endlich mal ein Zeichen gegen die Hetzerei einiger Medien gegen den Islam setzen. Es soll ein Fest für Jedermann sein, egal ob für Muslime, Christen, Türken oder Deutsche.“ Zum achten Mal organisiert er und sein Team den Ramadan Fest in Dortmund und jedes Jahr kamen über hunderttausende Besucher. Nur dieses Jahr gab es drei Wochen vor Beginn des Festes ein kleines Problem. „Durch einige Beschwerden der Bewohner entschied sich die Stadt, erstmal keine Genehmigung für unser Fest auszuteilen“, so Fatih Ilhan. 

Ursprünglich sollte das Fest zum muslimischen Fastenmonat Ramadan auf der anderen Seite der Westfalenhallen stattfinden. Das hatte die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost aber aus Lärmschutzbedenken abgelehnt. Das Fest beginnt nun am Dienstag, den 22.05.2018, eine Woche später und deutlich kleiner als ursprünglich geplant. Es geht bis zum Ende des Faste Monats am 17. Juni. 

Standbesitzer aus ganz Europa 

„Wir haben hier über 150 Stände. Viele von denen kommen außerhalb und sogar aus anderen Ländern, wie zum Beispiel: Belgien, Niederlande, Kosovo oder Türkei. Außerdem mussten viele Standbesitzer in Vorkasse gehen, damit die überhaupt die Produkte vorrätig dahaben. Nun können die Verkäufer endlich loslegen und hoffentlich am Ende der Veranstaltung Gewinn machen, damit Jedermann auch am Ende glücklich nach Hause geht.“ Fatih Ilhan geht mit einem weißen Hemd und einer lockeren schwarzen Hose durch die Stände und wünscht jeden Ladenbesitzer viel Glück. 

Bevor man überhaupt zu Festi Ramazan reinkommt gibt es erstmal eine Sicherheitskontrolle. Dabei werden Frauen von weiblichen Sicherheitsleuten und Männer dementsprechend von männlichen Sicherheitsleuten kontrolliert. „Damit wollen wir einfach nur erreichen, dass sich hier jeder sicher fühlt“, sagt uns der Sicherheitschef Dieter Tillmann. 

Weiße Zelte, sehr viele Spezialitäten und Unterhaltung

Nachdem man kontrolliert wurde, sieht man alles nur noch in Weiß. Man erkennt überall nur weiße Zelte und verschiedenste angenehme Gerüche. Schaut man einmal nach links sieht man türkische Fleischspezialitäten. Wenn man nach rechts guckt, sieht man ein Riesen Zelt mit hunderten Wasserpfeifen und Tee in unvorstellbarer Menge. Auf der anderen Seite gibt es 3D-Simulationen und ein großes Angebot für Groß und Klein, wie zum Beispiel Karussell oder Boxautomaten. Außerdem gibt es unendlich viele süße Spezialitäten, wie zum Beispiel süße Teigtaschen (Baklava). Das auffälligste sind aber, die ganzen Essensstände, die nebeneinander stehen. Die Zelte erinnern ein wenig an Indianer-Zelte. Von den Gerüchen kommt man gar nicht mehr weg. Zum Beispiel riecht man schon den Adana Kebab, dass ist Hackfleisch am Spieß, schon von 100 Meter aus. 

„Wir kommen jedes Jahr mit der Familie extra aus Istanbul hierher, um unsere türkische Küche vorzustellen. Natürlich ist es sehr anstrengend für tausende Menschen Essen zu machen, jedoch ist das mit einem guten Team definitiv möglich“, so Hayrullah Cetin. Er ist 55 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder, die zwischen 19 und 24 Jahre alt sind. Alle aus der Familie sind mitgekommen um auszuhelfen. Normalerweise betreibt die Cetin Familie ein kleines Restaurant im istanbuleschen Bezirk Kadiköy. In der Zeit, wo die Familie in Deutschland ist, wird das Restaurant in der Türkei geschlossen. „Hier machen wir in einem Monat so viel Gewinn, wie dort in sechs Monaten“, sagt uns die Ehefrau Melek Cetin. Nicht nur die Familie Cetin kommt von außerhalb. 40 Prozent der Standbesitzer kommen aus verschiedenen Ländern. Viele haben beispielsweise Familie in Deutschland und bleiben dann ein Monat lang bei denen. Andere jedoch kommen mit Wohnmobilen oder schlafen in Hotels und Jugendherbergen.

Alle Kulturen Willkommen

Was direkt auffällt ist, dass auf dem Festi Ramazan auch sehr viele Deutsche und Nichtmuslime vor Ort sind. „Meine Frau und ich sind schon zum vierten Mal hier und es ist einfach traumhaft wie viele Spezialitäten hier angeboten werden. Außerdem sind die Menschen hier auch sehr freundlich, obwohl sie den ganzen Tag fasten“, sagt Besucher Tim Wessel. 

Kurz vor halb Neun abends, hört man durch ein Mikrofon eine laute Stimme. Es ist das Gebet eines Imams, der darüber informiert, dass die Muslimen mit dem Essen anfangen dürfen. Ab dem Zeitpunkt ist es so leise, da die tausende Muslimen mit dem Essen beschäftigt sind. Nach einigen Minuten sieht man bei vielen dann eine große Erleichterung. Auch Sura hat gefastet. Sie ist Türkin und ist eine Studentin aus Dortmund. „Natürlich ist es eine Erleichterung, da man den ganzen Tag auf das Essen und Trinken verzichtet. Jedoch ist es gar nicht so schwer es durchzuhalten. Am besten hält man es aus, wenn man in der Nacht sehr viel Milch oder Wasser trinkt.“

Gefastet wird in diesem Jahr ungefähr von vier Uhr nachts bis halb Zehn abends. Die Öffnungszeiten von Festi Ramazan sind dementsprechend von 18 Uhr bis 3 Uhr. „Es ist ein Fest, der für Frieden, Zusammenhalt und Multikulti stehen soll. Wir wollen mit Festi Ramazan der Welt zeigen, dass die Religionen die Menschen nicht separiert, sondern verbindet“, sagt Fatih Ilhan mit ernstem Blick.

Von Cavit Bican
Veröffentlicht am 24.05.2018