Abtreibung

Mein Kind vom Staat

Mein Körper, mein Kind, meine Entscheidung. Foto:Pixabay

Über das Thema Kindesabtreibungen lässt sich streiten. Die einen heißen es für gut, die anderen wiederum nicht. Ein Embryo sollte aus meiner Sicht abgetrieben werden, wenn für einen selbst feststeht, dass ich weder das Kind haben noch zur Pflege oder Adoption frei geben möchte. Oder wenn klar ist, dass mein Kind keine Überlebenschance hat.

Ob eine Frau ihr Kind abtreiben darf und möchte, hat sie zu entscheiden. Unser Nachbarland Polen, sieht das ganze ein wenig anders. Die Kirche dominiert in dieser Hinsicht den Staat und will die Abtreibung, wenn möglich ganz verbieten. Doch was hat die Kirche oder Staat mit meiner Gebärmutter und meinem Kind zu tun? Richtig, rein gar nichts. Die Entscheidung abzutreiben habe ich – als Frau und Mutter zu treffen und nicht wer anders. So und nicht anders sollte es zumindest sein.

Genau so sehen es auch die Anhänger des „Allpolnischen Frauenstreiks“. Seit dem 22. Oktober versammeln sie sich gemeinsam auf den Straßen Polens, um gegen das neue Gesetz, das Abtreibungsverbot zu protestieren. Im Jahr 2019 wurden in Polen 1.110 Abtreibungen verzeichnet – davon wurden 1074 mit einer Fehlbildung des Embryos begründet. Denn eine Gesetzeslücke erlaubte, dass unter diesen Bedingungen eine Abtreibung rechtens sei. Das soll laut dem Verfassungsgericht nun nicht mehr möglich sein. Im Vergleich gab es vergangenes Jahr in Deutschland 100.893 Abtreibungen.

Ungewollt und erzwungen

Das Verbot der Abtreibung stößt auch hier in Deutschland auf Unverständnis und wirft viele Fragen auf. Was ist, wenn das Kind schwerbehindert und ohne Überlebenschance ist? Keine Frage – es wird geliebt wie jedes andere auch. Aber das Leiden des Kindes und der Schmerz, sowie der Verlust der Eltern, ist unvorstellbar. Nicht jede ist psychisch in der Lage dies zu überstehen. Eine ungewollte Schwangerschaft als junges Mädchen oder eine Vergewaltigung ist schon grausam genug. Dann noch ungewollt ein Kind auszutragen und zu gebären, nur weil es erzwungen wird, ist ja wohl das Letzte.

Es ist sehr fragwürdig, das zur heutigen Zeit der Staat entscheidet und vorschreibt, ob eine Frau ihr Kind abtreiben darf oder nicht. Welches Recht hat die Regierung eine solch große und persönliche Entscheidung für wen anders zu treffen? Sie hat kein Recht – weder für mich noch für eine andere Frau dies zu entscheiden. Es ist der Körper der Frau und das Kind der Mutter und nicht der des Gerichtshofes. Weder die Kirche noch der Staat ist in der Lage die Aufgaben sowie das Leben einer Mutter zu erfüllen und bestimmen.

Von Tamara Berg
Veröffentlicht am 12.11.2020