Reisewarnung – Wichtig oder unnötig?

Ob das Ende der Reisewarnung schlimme Auswirkungen haben wird, oder spurlos an uns vorbei geht, wird sich zeigen. Foto: Pixabay

Bereits seit mehreren Monaten besteht eine Reisewarnung. Diese soll voraussichtlich am 15. Juni aufgehoben werden. Wir haben uns gefragt, ob wir uns darüber freuen, oder weiterhin zuhause bleiben sollten. Die Meinungen unserer Redakteure hier im Duell der Woche.

Urlaub 2020, ich komme!
Von Nina Welz

Die Koffer sind bereits gepackt, der Reisepass in der Hand. So manche Leute sind schon bereit für den Sommerurlaub. Und das ist absolut nicht falsch. Dass wir im Sommer wieder unser Wunsch-Reiseziel ansteuern ist überlebenswichtig für den Tourismus.

Seit mehreren Monaten sitzen die Reisefreaks und Touris unter uns auf heißen Kohlen. Wann geht es wieder los? Am 15. Juni soll die Reisewarnung aufgehoben werden. Das sorgt bei dem ein oder anderen für Freudenschreie. Und das zu Recht. In welche Länder genau gereist werden kann, steht natürlich noch nicht fest. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, dass womöglich nicht alle Länder wieder bereist werden könnten. Falls im gewünschten Reiseziel noch eine Ausgangssperre besteht, sollte ein neues Ziel ausgesucht werden.

Auch wenn wir alle liebend gern wieder am Strand in der Sonne liegen, oder uns europäische Köstlichkeiten gönnen möchten, so gibt es ein wichtigeres Argument für die nächste Reise: Den Tourismus wieder ankurbeln. Europa ist das weltweit führende touristische Ziel. Tourismus spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung vieler europäischer Regionen. Die Corona Pandemie hat so einiges verändert: Durch Ausgangssperren, Reisewarnung und Kontaktverbot wurde der Tourismus von 100 auf null heruntergefahren. Laut einer Statistik von Statista bereisen dieses Jahr etwa 160 Millionen Touristen weniger Europa.

Mit Abstand und Hygiene ist alles möglich

Natürlich ist es nachvollziehbar, dass auch im Urlaub Menschenmassen gemieden werden sollten. Aber das ist ja kein Problem. Ein Gastronomie-Besuch ist auch an der frischen Luft möglich, oder es kann auch im Ausland Essen bestellt werden. Wer eine Ferienwohnung mieten möchte, kann sich sogar selbst bekochen. Solange sich weiterhin jeder an Abstands- und Hygieneregeln hält, steht dem Sommerurlaub dieses Jahr nichts im Weg. Ich kann auf überfüllte Orte verzichten, wenn ich dafür trotzdem meine Reise antreten kann. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist es doch sowieso schöner einsame Orte zu erkunden, als an bekannten Sehenswürdigkeiten mit tausenden anderen Touristen doof herumzustehen.

Der wichtigste Aspekt der Reisewarnung ist, dass Reisende eventuell nicht mehr nach Deutschland zurückkehren könnten, da der Flugverkehr extrem eingeschränkt ist. Jedoch kann dieses Problem bei Europareisen umgangen werden. Wer mit dem Auto reist, kann jederzeit wieder nach Deutschland zurückkommen. Es ist nach Aufhebung der Reisewarnung also ratsam, erst einmal keine Länder zu bereisen die immer noch stark von der Pandemie betroffen sind.

Neue Orte erkunden

Wer jetzt etwas Angst hat nach Italien, Spanien und Co zu reisen, kann natürlich trotzdem wegfahren. Länder wie Kroatien, Ungarn, Bulgarien, Griechenland und viele weitere zählen unter 5.000 Infizierte und könnten ihre Grenzen schon bald wieder für Touristen öffnen. Das ist also die perfekte Möglichkeit, einmal neue Länder zu erkunden und nicht wie jedes Jahr nach Mallorca zu fliegen. Wer auf sein geliebtes Reiseziel nicht verzichten will, muss auch nicht trauern: Auch die von der Pandemie stark betroffenen Länder können bald wieder bereist werden. Italien hat die Grenzen bereits wieder geöffnet und auch die Türkei rechnet nach Aufhebung der Reisewarnung wieder mit Touristen aus Deutschland.

Ich sitze also schon mit gepacktem Koffer vor der Haustür, und warte auf das Startsignal der Regierung. Dann ab ins Auto und Sommer, Sonne, Kaktus. Die Prognosen sehen gut aus, meiner Meinung nach steht einer Reise nach Aufhebung der Reisewarnung nichts mehr im Weg. #Stayathome kann ich ja dann auch in meinem Ferienhaus in Kroatien machen. Aber bei 30 Grad und am Meer.

Das Virus im Urlaub
Von Antonia Schütter

Sommer, Sonne, Virus – Wir leben derzeit mit einer weltweiten Pandemie. Leute sterben, viele verlieren ihren Arbeitsplatz und ein Impfstoff gegen das Virus wurde noch nicht gefunden­. Das Letzte, woran ich in dieser Zeit denke, ist Urlaub zu machen.

Derzeit bereitet die deutsche Bundesregierung das Land auf das Ende der Reisewarnung vor. Denn ab Mitte Juni sollen die Deutschen wieder reisen dürfen. Allerdings nur europaweit. Gut, dass wir unter europaweit ganze 26 Partnerländer zählen. Laut der Bundesregierung kommen Großbritannien, die Schweiz, Island, Norwegen und Liechtenstein auch noch dazu. Also: Maske auf, Desinfektionsmittel eingepackt und auf nach Großbritannien wo, während wir Urlaub machen, die Leute weiter sterben. Genauso wie in den anderen 26 plus vier Ländern. Und das wird dann auch noch Urlaub genannt? Nein! Viel mehr werden wir ausgenutzt und manipuliert, um so die deutsche Reisewirtschaft wieder anzukurbeln. Die Sicherheit ist hierbei zweitrangig.

Die Bundesregierung will die Reisewarnung abschaffen, um sie durch individuelle Reisehinweise zu ersetzen, so die Tagesschau. Individuelle Reisehinweise? Alles, was individuell in Kombination mit dem Corona-Virus geplant wird, kann nur scheitern. Und wie soll das dann genau aussehen? Vor dem Urlaub noch eben ein Buch an Hinweisen ausdrucken und einprägen? Ich glaube kaum. Außerdem führen neue Regeln zu neuen Regelverstößen. Bei den ganzen neuen Auflagen und Gesetzen blickt niemand mehr durch. Auch wenn der Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) behauptet, dass die neuen Regeln für die Bürger logisch und leicht zu verstehen sein sollen, gibt es immer genug Leute, die es trotz allem nicht verstehen werden.

U-turn

Bei einer Reise muss bedacht werden, dass immer zwei Länder beteiligt sind. Das Heimatland und das Urlaubsland. Wenn Deutschland es nicht tangiert, was mit seinen Bürgern passiert, heißt das nicht, dass Italien, das genauso sieht. Was ich damit meine, ist, dass wir problemlos aus Deutschland herauskommen werden, aber dann möglicherweise noch gar nicht in ein anderes Land einreisen dürfen. Laut der Tagesschau hängt es nämlich von den Regelungen der jeweiligen Länder ab, ob der Urlaub wirklich stattfinden kann. Denn die neuen Reisehinweise gelten ab Mitte Juni nur für Deutschland. Es kann durchaus sein, dass die Corona-Einschränkungen in den jeweiligen Ländern auch nach dem 15. Juni weiter gelten.

Ich erinnere an dieser Stelle gerne auch noch einmal an den Eurowingsflug, der vor gut einer Woche von Düsseldorf nach Sardinien flog und dann aber zum Startflughafen Düsseldorf wieder zurückfliegen musste. In Sardinien sind internationale Flüge bis zum 24. Juni gesperrt und somit hatte die Maschine keine Landegenehmigung. Das perfekte Paradebeispiel dafür, wie es auch nach dem Ende der Reisewarnung aussehen kann. Ab Mitte Juni müsste dann nicht nur ein Flieger zurück zum Startflughafen fliegen, sondern mehrere Hunderte. Und der teure Urlaub? Tja, der ist dann auch geplatzt. Unabhängig davon, wäre das unnötige Hin und Her eine Sünde für die Umwelt. Ganz zu schweigen von dem enormen Aufwand, der für ein paar Halbstarke, die meinen während einer weltweiten Pandemie erst mal für ein Wochenende nach Malle fliegen zu müssen, betrieben wird.

Alles in allem heißt das, dass wir zwar bald in den „Urlaub“ fliegen können, dort aber zahlreiche Schutzmaßnahmen befolgen müssen, oder der Urlaub am Flughafen in unserem Wunschland bereits vorbei ist, bevor er überhaupt angefangen hat, da nicht eingereist werden darf. Mir kann geglaubt werden, wenn ich hier zugebe, dass ich es auch absolut nicht abwarten kann, wieder zu reisen. Aber in einer Situation wie dieser, müssen wir unsere unnötigen Bedürfnisse in den Hintergrund stellen. Für mich klingt das Ende der Reisewarnung nach einer zusätzlichen Gefahr, die doch ganz einfach vermieden werden kann, indem wir alle zuhause bleiben und den Sommer in Deutschland genießen.

Veröffentlicht am 30.05.2020

Antonia Schütter

  • Über mich
  • Meine Artikel