Beim Montagsspiel der Regionalliga zwischen Rot-Weiß Essen und dem TV Wattenscheid 09 kam es zu Protesten gegen den TV-Sender Sport1. Für eine Liveübertragung begann das Spiel um 20:15 Uhr am Montagabend. Mit Bannern und Sprechgesängen machten die Fanlager beider Mannschaften ihrem Ärger Luft. Doch warum gibt es diese Montagsspiele und was bedeuten sie für die Fans? Ein Kommentar.
Der Ärger der Fußballfans über die Montagsspiele ist nichts Neues. In der 2. Bundesliga gibt es sie bereits seit 1993, seitdem gab es immer wieder kleinere Proteste. Als die Bundesliga bekanntgab, fünf Montagsspiele pro Saison einzuführen, platzte den Fans in Fußball-Deutschland allerdings komplett der Kragen. Nach ihrer Einführung mit Beginn der Saison 2017/2018 wurden sie zum Symbol der Fanproteste gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs.
Es gipfelte beispielsweise im Heimspiel von Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg am 26. Februar vergangenen Jahres. 28.000 Fans ließen ihre Karten verfallen und gingen nicht ins Stadion. Bei den Verantwortlichen schienen die Proteste zu einem Umdenken zu führen – der BVB sprach sich dafür aus, sich bei der nächsten Rechtevergabe gegen eine „weitere Zersplitterung des Spieltags“ zu positionieren.
Montagsspiele sind keine Seltenheit
Doch ist der Deutsche Fußball mit der Austragung von Montagsspielen wirklich allein? Bei einem Blick in die anderen Top-5-Ligen, dazu gehören neben der Bundesliga die italienische Serie A, die französische Ligue 1, La Liga in Spanien und die englische Premier League, fällt auf, dass Deutschland mit der Zerstückelung der Spieltage nicht alleine dasteht. Gerade die Premier League, die aufgrund ihrer immensen Fernsehgelder eine gewisse Vormachtstellung innehat, spielt mittlerweile sehr zerstückelt. Allein an Samstagen gibt es vier verschiedene Anstoßzeiten. Am Montagabend gibt es dort ebenfalls immer ein Spiel, welches als Topspiel den Abschluss des Spieltages bildet. Auch in Spanien sind Montagsspiele traditionell im Spielplan verankert.
Für manche Fußballfans bietet der Montagabend die einzige Möglichkeit, einmal in Ruhe Fußball zu gucken. Diejenigen, die am Wochenende beispielsweise selbst als Fußballer aktiv sind, haben unter Umständen selten die Möglichkeit, samstags oder sonntags vor dem Fernseher zu sitzen. Doch geht es im Fußball nicht vor allem um die Fans im Stadion? Ist es nicht das, was diesen Sport ausmacht, wenn Zehntausende im Stadion ihren Verein unterstützen? Gerade für Auswärtsfans sind Termine unter der Woche nicht fanfreundlich.
Wie die Bundesligaspieltage systematisch zerlegt wurden
Der Trend der Spieltagszerstückelung ist ja bereits seit Jahren erkennbar. Es begann mit der Einführung des Samstagabendspiels zur Saison 2008/2009. Zur gleichen Zeit begann die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dann auch schon die beiden Sonntagsspiele, die vorher zeitgleich liefen, zu unterschiedlichen Zeiten anzusetzen. Damals war glücklicherweise von Montagsspielen noch keine Rede. Der darauffolgende Vertrag brachte immerhin keine weiteren Spieltagsänderungen. Als Ende 2015 die Verhandlungen für den neuen, jetzt gerade aktuellen TV-Vertrag, ab der Saison 2017 begannen, stellte sich der Deutsche Fußball endgültig ins Abseits. Als die ersten Wasserstandsmeldungen nach Außen traten, wurde bekannt, dass Montagsspiele in Zukunft eingeplant würden. Zudem sollte es neben diesen noch einen weiteren Termin für Sonntagmittag geben. Sämtliche Fanlager gingen sofort auf die Barrikaden, doch helfen konnten dies erstmal nicht.
Auch, dass Fußballfans nun bereits mindestens zwei Pay-TV-Abos abschließen müssen, um alle Spiele sehen zu können, zeigt doch, wie sehr sich der Fußball im Moment von seinen Fans entfernt. Durch mehr Anstoßzeiten hat die Bundesliga die Möglichkeit, mehr Fernsehgelder zu generieren. Die Argumentation, dass die Vereine mehr Fernsehgelder brauchen, um international mithalten zu können, ist zwar schlüssig, dennoch dürfte die DFL gemerkt haben, dass die Fans mit vielen Anstoßzeiten nicht einverstanden sind.
Mehr Geld – Mehr Erfolg?
Im Zuge der Diskussionen um die Kommerzialisierung des Fußballs geht es auch immer wieder um die „50+1-Regel“. Diese besagt, dass Investoren maximal 49% der Anteile an einem Fußballverein halten dürfen, sodass die Mitglieder weiterhin die Entscheidungsgewalt haben. Vereine wie Bayer Leverkusen oder der VfL Wolfsburg haben bereits Ausnahmen von dieser Regelung bekommen. Dennoch sehen wir auch hier, dass sie längst kein internationales Spitzenformat haben. An einer gewissen Öffnung gegenüber Investoren, wie beispielsweise in England bei Manchester City oder Paris St. Germain, wird kein Weg vorbeiführen. Beide Vereine haben durch hunderte Millionen aus Katar die Möglichkeit Spielergehälter und Ablösesummen zu bezahlen, von denen die deutschen Clubs nur träumen können.
Fest steht auf jeden Fall: Der Fußball in Deutschland wird den Spagat zwischen der romantischen Vorstellung vom Verein und internationaler Konkurrenzfähigkeit finden müssen. Die Konkurrenz, vor allem aus den Top-5, schläft bekanntlich nicht. Dies muss aber ohne Montagsspiele möglich sein. Es kann nicht sein, dass sich Gästefans zwei Tage Urlaub nehmen müssen, um ein Spiel ihres Vereins im Stadion verfolgen zu können.
Am Ende kann man festhalten, dass sich die DFL mit der Einführung der Montagsspiele ein richtiges Eigentor geschossen hat. Fußball-Deutschland ist erleichtert, dass die Montagsspiele in der Bundesliga und 2.Bundesliga ab 2021 wieder abgeschafft werden. Es hat sich gezeigt, dass sich der Protest lohnen kann. Dennoch ist auch klar; Den Fans von Rot-Weiss Essen hilft dieser Entschluss erstmal garnicht weiter. In der Regionalliga müssen die Verantwortlichen noch zu einem Umdenken bewegt werden, vielleicht ja auch mal durch einen Spielboykott. Fußball ist Samstagnachmittag.