DUELL DER WOCHE

Kinder-Glück auf Social Media. Muss das sein?

Ob Online-User Fotos ihrer Kinder auf Social Media posten sollten, ist heutzutage fragwürdiger denn je. Die einen entscheiden sich bewusst dafür, die anderen bewusst dagegen. (Foto: Unsplash)

Fotos der eigenen Kinder auf Social Media posten? Das ist grade eines der Top-Themen unter den Prominenten. Der Grund: Die Geburt des ersten Sohnes von Meghan Markle und Prinz Harry – Archie. Er wurde erst zwei Tage nach der Geburt der Öffentlichkeit präsentiert. Dieses Thema wird auch bei MAERKZETTEL heiß diskutiert. KOMMENTAR.

Babys auf Social Media - Warum Stars ihren Nachwuchs zeigen sollten
Von Janine Glormann

WINDSOR. Auf das erste Foto des neugeborenen Babys von Prinz Harry und seiner Frau Meghan haben Millionen Menschen gewartet. Am Mittwoch wurden dann endlich die ersten Fotos auf Social Media geteilt. Viele Personen des öffentlichen Lebens entscheiden sich momentan jedoch dagegen, ihr Kind in den sozialen Netzwerken darzustellen. Doch warum kann es in dem Fall sogar sinnvoll sein, sein Kind im Netz zu zeigen?

Endlich ist es soweit: Das Baby ist da! Prinz Harry und seine Meghan sind am Montag Eltern eines gesunden Jungen, Archie Harrison, geworden. Für Fans, Journalisten und Paparazzi ist klar: Wir wollen das Baby sehen. „Wir werden euch, Leute, in ungefähr zwei Tagen unser Baby zeigen - so ist es geplant - als Familie, um das mit euch zu teilen, sodass jeder das Baby sehen kann“, teilte Prinz Harry ein paar Stunden nach der Geburt der Öffentlichkeit mit. Und zwei Tage später war es dann so weit: Ein zuckersüßes Familienfoto schmückt nun die Instagram-Seite des royalen Paares.

Warum haben die beiden sich denn überhaupt dazu entschieden, ihr Kind der Öffentlichkeit zu zeigen? Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind sie sicher stolz und freuen sich ihr Kind, den seit Monaten wartenden Fans, präsentieren zu dürfen. Zum anderen wollen sie damit womöglich auch erzielen, dass der Hype um ein Foto des Kindes abklingt. Wenn sie das Kind der Öffentlichkeit vorenthalten würden, würden Fans und Paparazzi jeden Schritt der Familie verfolgen, nur um das Kind endlich zu sehen und ablichten zu können — für die kleine Familie alles andere als entspannt. Spontane Ausflüge wären da nicht möglich. Es ist demnach sogar besser, von vornherein diese Neugier gar nicht aufkommen zu lassen.

Schweigen ist anstrengend

Das deutsche YouTube-Paar Bibi und Julian, besser bekannt als BibisBeautyPalace und Julienco, ist da ein Vorzeigebeispiel. Die beiden haben ihre Zuschauer die ganze Schwangerschaft über mit Updates auf dem Laufenden gehalten, doch als das Kind vergangenen Herbst zur Welt kam, war es dann vorbei. Sie haben das Kind weder gezeigt noch den Namen verraten. Der Grund schien plausibel: Wir wollen unser Kind schützen. Klar, die beiden sind das bekannteste YouTube-Pärchen in Deutschland mit einer millionenweiten-Reichweite und wollen, dass ihr Kind ohne Urteile über den Namen oder das Aussehen aufwächst. Klingt doch erstmal vernünftig, oder? Für die Fans war es allerdings alles andere als das. Statt Ruhe erhielten die frisch gebackenen Eltern immer mehr Aufruhr. Und dann doch die Änderung: Die beiden haben nun zumindest schon mal den Namen ihres Babys verraten: Lio. Warum sie ihre Meinung geändert haben? Das Schweigen wurde immer anstrengender. „Wenn ein Kellner im Restaurant wissen wollte, wie denn der Kleine heißt, mussten wir uns Lügen ausdenken, weil wir Angst hatten, er kenne uns“, erzählt Julian. Auch dass die Fans keine Ruhe gegeben haben und sogar zum Krankenhaus liefen und den Namen herausfinden wollten, setzte dem Paar zu. Viel einfacher also, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen.

Es ist demnach extrem umständlich, wenn sich Personen der Öffentlichkeit dazu entschließen, ihr Kind nicht auf Social Media zu zeigen. Wenn die Familie beispielsweise Urlaub macht, dann dürfen nur Fotos entstehen oder gepostet werden, auf denen das Kind nicht drauf ist oder das Gesicht nicht zu sehen ist. Familienfotos sind dann also tabu. Wie blöd ist das denn, wenn man noch nicht mal ohne Hintergedanken Fotos posten kann? Generell muss auch zu jedem Zeitpunkt aufgepasst werden: Ist über dem Kinderwagen ein Tuch? Wo sind nicht so viele Menschenmengen? Die Fans könnten ja auf die Idee kommen, schnell ein Foto zu machen und das dann auf Social Media hochzuladen. Und was ist überhaupt, wenn das Kind dann irgendwann laufen kann? Dann können die Eltern ihm draußen wohl schlecht ein Tuch über den Kopf legen. Eine Langzeitlösung für Personen im öffentlichen Leben gibt es also nicht.

Somit ist es sinnvoll, sich ein Beispiel an Prinz Harry und Meghan zu nehmen, die ihren kleinen Jungen direkt und voller Stolz der Öffentlichkeit zeigen und somit kein Geheimnis aus seiner Person machen. Das weckt keine Neugier von Paparazzi und die Familie kann ohne viel Trubel um das Aussehen des Babys leben. Umständlich wäre es nämlich allemal, wenn versucht wird, das Kind aus den sozialen Netzwerken rauszuhalten. Allein wegen den Paparazzi und den Fans, die dann unbedingt ein Foto machen wollen. Daher ist eines klar für Personen im öffentlichen Leben: Das Kind aus Social Media raushalten? Fehlanzeige.

„Mein Baby gehört zu mir“ – und nicht in die Öffentlichkeit
Von Lara Grewe

London. „It’s a boy!“ Er ist da, die Nummer sieben der britischen Thronfolge – Archie Harrison Mountbatten-Windsor. Der erste Sohn von Prinz Harry und Frau Meghan Markle erblickte am 06. Mai 2019 das Licht der Welt. Doch nanu: Meghan trat nicht direkt vor dem Krankenhaus mit Sohn Archie vor die Presse, wie es noch Herzogin Catherine und Prinz William im vergangenen Jahr nach der Geburt von Sohn Louis taten. Archie wurde erst zwei Tage später der Welt präsentiert. Das sorgte für Verwunderung, aber warum eigentlich? Seit wann gehören Neugeborene in die Öffentlichkeit?

Wie Patrick Swayze in Dirty Dancing bereits richtig sagte: „Mein Baby gehört zu mir.“ Auch wenn er damit nicht sein Neugeborenes, sondern seinen Co-Star Jennifer Grey, aka Baby meinte. Obwohl er es nicht wusste ist dieses Statement weitreichend und heute wahrer den je, denn: Menschen schienen das nicht mehr so zu sehen und geben private Dinge zu ihrem Baby preis und posten Bilder von ihnen, teilweise kurz nach der Geburt.

Zugegeben, die Royal-Family steht bereits in der Öffentlichkeit und somit interessiert es viele, ob Archie gesund zur Welt gekommen ist. Doch seine Kinder der Öffentlichkeit auszusetzen muss gut überlegt sein. Tatsächlich aber scheinen viele Eltern das nicht zu tun, auch wenn sie nicht in der Öffentlichkeit stehen, entschieden sie sich bewusst dafür ihre Kinder auf Instagram und Co. zu präsentieren. 

Die Sozialen Medien sind eben für viele DER Ort, an dem sie ihr vermeintlich schönes, perfektes Leben mit dem Rest der Welt teilen. Ob ihr „Avocado on Toast“, das OOTD (Outfit des Tages) oder sie selbst beim ganz natürlichen Posen am Strand, besonders Instagram scheint der Kanal für solche Inhalte zu sein. Hauptsache stylish und happy. Für frisch gebackene Eltern ist die Versuchung also auch groß ihren kleinen Wonneproppen auch auf Instagram und Co. zu posten – es ist schließlich ihr größtes Glück. Verständlich, trotzdem nicht vertretbar.

Das geht zu weit

Auch wenn es noch so süß ist, Kinder sind immer noch Kinder und sie können bis zu einem bestimmten Alter, nur eingeschränkt selbst entscheiden. Dass Eltern dann mit dem zwar süßen Bild des Kindes, dem Kind die Entscheidung abnehmen, ob sie in der Öffentlichkeit zu sehen sein wollen, ist nicht ok. 
Fotos des selbstzusammengewürfelten Outfits des Sohns oder der Tochter, mit Tütü und Gummistiefeln mag niedlich sein, doch auf lange Sicht sollte man sich fragen, wer wirklich intime Details über seine eigene Kindheit für alle Welt frei zugänglich im Internet sehen möchte. Wohl niemand, oder zumindest nur ganz ausgewählte Dinge, für die man sich selbst bewusst entschieden hat. 

„Was einmal im Internet ist, bleibt auch da.“ – damit wurden wohl viele von uns großgezogen. Also aufgepasst, was man im Internet teilt, macht Sinn. Das Unglaubliche: Erwachsene Menschen scheinen diesen Vorsatz wohl komplett über Bord geworfen zu haben und präsentieren nun ihre komplette Familie auf Instagram und YouTube. Besonders auf der Videoplattform YouTube gewähren manche Familien ihren Zuschauern besonders tiefe Einblicke in ihr Familienleben. Da bekommt man schon das Gefühl, dass Kinder als Accessoire genutzt werden. Zu jedem Kind gibt es die gleichen Videos, von Gender-Reveal über Name-Reveal und „Whats in my Baby-Bag?“.

Natürlich kann jeder selbst entschieden, ob er sein Neugeborenes in der Öffentlichkeit präsentiert, allerdings sollte man sich darüber bewusst sein, dass das ein Eingriff in die Entwicklung des Kindes ist. Es kann doch nicht gut sein, sein Kind von Anfang an darauf zu trimmen für die Instagram-Story süß zu grinsen. Darüber wird dem Kind eine Sache ausgetrieben: Kind sein und das ist doch wohl wichtiger als die Anzahl der Follower.  

Veröffentlicht am 10.05.2019